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Das Szenemagazin für
Die Schwarze Familie.

Ob Gothic, EBM, Metal, Rockabilly, Punk oder Folk.
Die schwarze Szene ist mehr als die Summe ihrer Richtungen.
Auch mit Kind sind wir weiter schwarz...

WIR sind die Famile der Szene!

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Corvus Corax waren schon vor vielen, vielen Jahren bei uns Band des Monats als DSF noch unter anderer Flagge lief.
Nun zieht die Band mit ihrer Jubiläumstour durchs Land und feiert ihr 25jähriges Bandbestehen.
Ein guter Grund nochmal nachzuhaken, was sich alles geändert hat, ob es neue Kinder gibt und was 25 Jahre Spielmannleben so alles mit sich bringt.

DSF: Seid gegrüßt Castus und Wim von Corvus Corax, Ihr Könige der Spielleute!
Ihr ward schon vor vielen, vielen, vielen Jahren bei uns einmal Band des Monats als wir noch unter anderer Flagge reisten.IMG 0919
Viel ist passiert in den Jahren, deshalb könnt ihr uns kurz aufzählen, wer mittlerweile zum Gefolge gehört und welche Instrumente sie zum Besten geben?

WIM: Da hat sich eine Menge getan. In der Dudelsackbesetzung haben wir jetzt Pan Peter, neuerdings ist wieder Jordon dabei, der schon einige Jahre zuvor bei Corvus Corax dabei war; Er hat zwischenzeitlich sein Studium in Basel beendet.
Dann kam Vit für ihn dazu, der hatte aber einen Unfall mit dem Arm, kommt aber demnächst wieder. Das wechselt immer so ein bisschen.
Dann Castus, auch als Sänger, und meine Wenigkeit. Also vier Dudelsackspieler.An Trommlern den Norri, der auch schon seit etlichen Jahren dabei ist. Hatz, der auch schon seit den 90er dabei. Und Steve (der war damals auch noch nicht dabei). Dann war noch Patrick dabei, der macht aber nun sein Projekt Ostfront.

IMG 0925DSF: 25 Jahre Corvus Corax - dieses Jahr habt ihr euer Jubiläum. Erstmal meinen Glückwunsch dazu!
Was meinst ihr ist der größte Unterschied zwischen Corvus Corax 1980 und Corvus Corax 2015?

Wim: Es gibt unwahrscheinlich viele Unterschiede. Im Prinzip hat sich ja das ganze Musikbusiness wesentlich weiterentwickelt. Von Schallplatte über CD bis digital...
Aber auch im Livegeschäft hat sich viel verändert. Auf den Bühnen ist es mittlerweile völlig normal das man Podeste, Licht hat und solche Sachen.
Aber auch die ganze Tonsache hat sich verbessert z.B. bei den Mikrofonen. Das gab es in den 90er alles noch gar nicht.

DSF: Ich kann mich noch gut daran erinnern euch vor Dekaden auf einer kleinen MA-Bühne im bergischen Land gesehen zu haben. Da musstet ihr mit vier Meter Breite auskommen und arg wenig Technik.
Mittlerweile spielt ihr in Kirchen, baut eigene Instrumente und inszeniert ganze Epen. Das klingt nach einer absolut steilen Karriere. Gab es auch Hindernisse? Tiefpunkte?

Wim: Ganz am Anfang haben wir 100% nur akustisch gespielt. Da haben wir uns extra Spielorte ausgesucht, wie zum Beispiel Burgen oder Kirchen, wo man sowieso schon eine gute Akustik hat. Was in Clubs dann natürlich ziemlich schwierig war, oder bei Festivals, da musste man dann den Sound abnehmen und dann gingen erst die Probleme los.
Wir hatten uns damals an Sennheiser gewendet und mit denen ein paar Sachen extra entwickelt für unsere Instrumente. Das ist auch immer noch aktuell und wir gerne von anderen Musiker übernommen.
Es gab zwar schon Bläsermikrofone, aber wir wollten uns ja auch viel bewegen und dann geht es los mit Sendern und davon benötigt man dann auch recht viel.
Das war nicht so einfach. Normalerweise ist es dann naja auch so, dass man ein Instrument spielt, nun wechseln wir aber ständig die Instrumente, was nun?
Um dann die Senderzahl etwas geringer zu halten, haben wir dann ein spezielles Mikrofon für an die Hand entwickelt, damit man zwischen Dudelsäcke oder Schalmei auch mal wechseln kann.
Das war damals schon schwierig und ist heute selbstverständlich.
IMG 0926Beim Licht haben wir uns in der Theaterveranstaltungstechnik, Bühnenbeleuchtung umgesehen, was machbar war. Daraus hat sich mittlerweile ein gewisser Standard entwickelt, wie man seine Musik am besten darstellt und zelebrieren sollte.

DSF: Ihr seid mit Corvus Corax aber strikt im Mittelalterbereich geblieben. Keine neuen Ausflüge wie mit Tanzwut.

Wim: Das war auch Absicht. Kein Rock n Roll, sondern der alten Corvus Corax Linie treu bleiben. Was man sich vorstellen könnte, wäre nochmal sowas wie die Cantus Buranus.

Castus: Wir haben ja bewusst mal eine Unplugged-Tour gemacht. So ganz ohne Anlage, nach dem Motto: jetzt kommen wir mal wieder auf den Boden.
Danach hatten wir diese nordische Geschichte vor.
Es musste mal bei Corvus Corax einen Bruch geben, wir hatten ja auch einige Umbesetzungen. Manche Bands machen zwei Jahre Pause, wir starteten mit Berlinski Beat ein neues Projekt.

Für die Zukunft haben wir noch ganz andere Sachen vor. Im nächsten Jahr (2016) haben wir noch was ganz anderes vor, da kann ich noch gar nicht viel zu verraten.
Wir sitzen aber schon mit bekannten Leuten zusammen und wollen mal was ganz anderes mit Corvus Corax ausprobieren.
Es wird aber weiterhin das ganz normale Corvus Corax geben.
Aber so wie wir die Cantus Buranus neben Corvus Corax gemacht haben wir es dann auch dieses Projekt geben. Das wird irgendwo im Fantasiebereich angesiedelt sein. Mehr dazu in Kürze.

Zum Thema Mittelalter wird es übrigens bald einen Bericht im Spiegel geben. Einmal über Corvus Corax und dann über einen, der in Basel mittelalterliche Musik studiert hat.

DSF: Das klingt nach Theorie vs. Praxis? ;)

IMG 1086Castus: Nein, nein. Es wurde festgestellt, dass wir beide gleich arbeiten. Auch ich gehe in die Bibliothek und hol mir die Noten ran. Aber dann gehen wir ganz anders ran.
Wir spielen das dann live und es muss die Leute rocken. Wenn wir die Musik mit Harfe und zartem Gesang machen würden, dann würden die Leute nicht abgehen.
Wir sind ja eher so die weltliche Form des Mittelalters. Die „Rolling Stones“ des Mittelalters -so hat uns mal Prinz Luitpold zu Bayern genannt, meine ich.

DSF: Das passt ja zu eurer Verbindung mit den Kaltenberger Ritterturnier in Bayern. Macht ihr das eigentlich noch?

Castus: Ja, dieses Jahr sind wir sogar in der Gauklernacht dabei und - ich weiß gar nicht, ob ich das verraten darf- wir werden live zum Feuerwerk spielen.
Das ist das erste Mal, dass das jemand macht. Normalerweise gab es nur Musik aus der Konserve dazu.

DSF: Wim, verlässt im Jubiläumsjahr die Band. Wie schließt man solch eine lange, gemeinsame Phase ab? CC ist doch bestimmt schon so etwas wie "Familie" für dich, oder?

Wim: Die Familie bleibt natürlich weiterhin bestehen. Ich bin jetzt seit 25 Jahren dabei und ich denke mal wir haben der Zeit so ziemlich alles erreicht, was wir so machen konnten.
Man müsste jetzt andere Schritte weitergehen, insofern reicht es mir einfach. Aber nicht, weil ich die alle nicht mehr sehen kann, ganz im Gegenteil.
Das sind alles meine guten Freunde, werden sie auch weiterhin bleiben, ich bin ein guter Freund der Band und werde sie auch weiterhin begleiten mit dem Instrumentenbau usw.
Aber musikalisch brauche ich da erstmal eine längere Pause. Sicherlich werde ich dann irgendwann mal etwas anderes machen.

DSF: Werdet ihr Wim auf der Bühne ersetzen? Wenn ja, habt ihr schon jemanden im Auge?

Castus: Jordon ist ja jetzt für Vit gekommen, der den Unfall hatte. Jetzt geht Wim und baut die Instrumente und dafür kommt Vit wieder und nimmt seinen, alten Platz ein.
Wir wollen da gar nicht Wim ersetzen, das geht auch nicht, aber wir gucken uns das Programm an und teilen das dann anders auf. Es sind ja schon sehr spezielle Instrumente, die Wim gespielt hat.
Aber Pan und ich, wir spielen die ja sowieso schon. So leid, wie mir das mit Wim tut und so traurig das ist, das hat natürlich jetzt den Vorteil, wenn was mit den Instrumenten unterwegs ist, dann kann er jetzt wirklich schnell reagieren.
Ich hab es ja beobachtet, wie unglücklich Wim immer war, weil er zu wenig Zeit hatte seine Ideen umzusetzen. Nun hat er sie und kann sich auch die Zeit zum Forschen nehmen.

IMG 1004Wir sind trotzdem noch eine Familie und wer weiß, was in zwei, drei Jahren ist.

DSF: Spätestens zum 30 Jährigen gibt es dann ein Revival und da macht man doch wieder mit. ;)
Die Jubiläumstour startet Mitte Februar und umfasst 18 Termine (!). Habt ihr euch was Spezielles für die Jubiläumstour ausgedacht?

Castus: Für die Tour konnte sich ja da Publikum das Programm wünschen. Wir haben im Internet Voten lassen.
Jeder Fan konnte sich aus jeder CD zwei Stücke auswählen. Aus den meist gevoteten Titel haben wir dann die Setlist gemacht. Das ist schon ein sehr spezielles Programm, was die Leute sich selber gewünscht haben.
Es gab ein paar Sachen, die haben uns sogar erstaunt. Z.B. "Die Merseburger Zauberspruche", den "Heidukentanz" und "Bacchus" - das haben wir noch gar nicht live gespielt. Ist aber wohl in MA-Diskotheken richtig angesagt.
Das macht richtig Spaß, wirst du heute Abend sehen. :) Das geht sofort los :)

DSF: Wird es zu der Tour auch eine besondere CD geben?

Castus: Wir werden in Hamburg aufzeichnen. Aber das ist erstmal für einen Dokumentarfilm.
Aber wenn wir das Material haben, wären wir ja schön doof, wenn wir das nicht auch anderweitig nutzen.
Aber es wird nicht nur Hamburg sein. Wir werden auch im Sommer zwei, dreimal mitschneiden und dann daraus mehr so eine Fanedition machen.

Wenn ich das als Geschäftsmann sagen darf, mit einer DVD macht man kein Geld, damit macht man Werbung.
Da bezahlt man eigentlich Geld, aber du tust den Fans auch einen guten Gefallen. Es rechnet sich nie, aber die Leute haben was zu hause. Ich denke, das wird so Ende des Jahres was werden.

DSF: Und nun zu den für unsere DSF-Familien besonders interessanten Fragen ;) Wie viele Kinderlein hat denn eure Band mittlerweile?

Castus: Das sind gar nicht so viele.
Jordon hat noch keins, Steve hat keins, Hatz hat keins. Vit hat zwei, Norri hat eins, Wim hat zwei, ich zwei und Pan auch keine. Also sieben insgesamt.

DSF: Das ist doch schon mal was. ;)

Castus: Manche haben sich keine Mühe gegeben :). Aber es ist ja noch nicht aller Tage Abend. :)

DSF:  Ihr seid mit euren vielen Aktionen bestimmt mehr als andere Bands unterwegs bzw. im Probenraum. Wie vereinbart ihr das mit eurem Familienleben?

Castus: Rücksicht nehmen aufeinander. Das ist die eine Sache und andererseits ist es auch so, dass viele von uns leider die Familie verloren haben.
Es fängt an, dass die Frau einen liebt, weil man ja so toll ist auf der Bühne und später hat man Familie. Dann geht die Beziehung kaputt, weil sie sagt, „Für mich musst du nun dein Leben ändern“, was natürlich nicht geht.
Das hätte man (Frau) sich vorher überlegen müssen. Aber man ist nun mal Spielmann und bleibt Spielmann.

Bei Norri ist es z.B. so, wenn er Kinderzeit hat und sein Kind im Kindergarten ist, können wir vormittags proben, sonst am Abend.
In der Zeit, wo die Band ihre Kinder sieht, muss man einfach Rücksicht drauf nehmen.

IMG 1149Es gab mal eine Zeit, als mein Sohn herangewachsen ist, da war das schwer, weil man viel unterwegs war.
Das war ganz und gar nicht einfach und gar nicht gut. Im Nachhinein hat er mir das auch etwas vorgehalten.
Er hat es verstanden, aber es ist echt schwer, wenn man unterwegs ist, das in Einklang zu bringen. Und wenn Leute sagen, dass das einfach ist, dann stimmt das einfach nicht.
Wenn man mit einem Musiker zusammen ist, muss ja wirklich tolerant sein.
Aber wenn wir zuhause sind, dann wird auch mal gesagt, jetzt ist eine Woche Familienzeit.

Mittlerweile fahren auch mal Kids mit uns auf Tour. Ist aber nichts für die kleineren. Die sitzen dann hinten in der Lounge und zocken, wo Rauchverbot ist. Wir sind ja harmlos

DSF: Kinder kommen (manchmal) nach ihren Eltern... Welche Richtung wäre dir da lieber? Rock oder Mittelalter? ;-)

Castus: Mein Sohn macht jetzt eine Ausbildung zum Veranstaltungstechniker und das vielleicht nicht ohne Grund. Keine Ahnung... Er macht selber auch Musik und ich bin total stolz darauf. Meine Tochter wollte immer Sängerin werden, hat es dann aber doch sein lassen.
Meine Tochter geht nun in eine andere Richtung, sie macht sehr viel Sport. Sie ist mit mir Fahrrad gefahren und meinte, jetzt hat sie endlich jemand gefunden mit dem sie trainieren kann, weil ich auch schnell fahre.
Das macht mich schon stolz, bin ja schon etwas älter als sie. Musik will sie einfach nur noch für sich machen.
Mein Sohn macht Technomusik und total krassen Gore. Er ist auch DJ. Das macht er richtig gut.
Ich bin total stolz darauf. Ich habe schon Sachen gehört, da bin nicht nur ich der Meinung, wenn er da dran bleiben will, würde er echt Weltniveau erreichen.
Aber das muss er selber wissen. Das ist natürlich ganz was anderes. Aber er hat auch schon mal gesagt, „Papa, komm wir gehen mal zusammen ins Studio und ich sage dir was ich haben will. Du spielst deine krassen Instrumente ein und mit denen mache ich dann ein Remix.“
Er mischt dann krassen Technosound darunter. In dem Fall kann ich dann viel von meinem Sohn lernen.

DSF: Was sind deiner Meinung nach die drei wichtigsten Werte die man derzeit Kindern weitergeben muss?

Castus: Die Familie, Respekt generell vor Menschen, vor dem Alter/ den Eltern. Nicht oberflächlich sein. Abenteuerlustig sein, Fernweh haben. Tolerant sein. Keine Angst haben, seine Meinung zu sagen.IMG 1165

DSF: Wie siehst du die Entwicklung in unserer Szene? Sind wir "gut" für unsere Kinder bzw. die „besseren“ Eltern, weil toleranter und tiefsinniger?

Castus: Besser gibt es nicht. Gothics sind ja nicht einfach Gothics geworden. Das kann man ja nachlesen.
Gothics sind interessante Menschen, meist keine unangenehmen Menschen. Die Gothicszene ist sehr vielschichtig.
Wenn man durch die Welt reist, sieht man, dass die Gothics immer ihre Kulturen einbeziehen.
So z.B. in Mexico, da sind sie richtig bunt. Gothics sind zum Großteil alles sehr angenehme Geister.

DSF: Und zum Schluss: Möchtet ihr noch ein paar persönliche Worte an unsere Leser r

Castus: Wir sind froh, dass es uns noch gibt und machen auch noch die nächsten 25 Jahre weiter.
Wir hoffen ihr bleibt uns treu und wir haben weiterhin viel Spaß zusammen.

DSF: Vielen Dank für das Interview!

 

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