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Das Szenemagazin für
Die Schwarze Familie.

Ob Gothic, EBM, Metal, Rockabilly, Punk oder Folk.
Die schwarze Szene ist mehr als die Summe ihrer Richtungen.
Auch mit Kind sind wir weiter schwarz...

WIR sind die Famile der Szene!

kruppsinter3Backstage auf dem e-tropolis in Oberhausen führte ich mit Jürgen von den KRUPPS bei einer guten Sinalco Kola ein langes Gespräch über Bandnamen und Kindererziehung.

DSF: Hallo Jürgen und willkommen als Band des Monats! Ihr seid nun wirklich seit Anbeginn der Zeit dabei, aber bitte stell euch doch nochmal alle vor und sag, was ihr für Aufgaben in der Band habt.

Krupps: Aktuell auf der Bühne stehen Marcel Zürcher an der Gitarre, der war auch am Album beteiligt. Ralf Dörper, Keyboards, dann Bradley Bills an den Drums von der Band Chant aus Texas und meine Wenigkeit Jürgen Engler – Stimme, Stahl und Ton ;).

kruppsinter6DSF: Durch das Internet kann man sich mittlerweile ja fast alles ergoog… ähem... finden, aber wieso habt ihr euch damals nach der Industriellen Familie Krupp benannt?

Krupps: Das hatte eine bestimmte Bewandtnis. Es gab die Idee eine Stahlwerksinfonie zu machen. Das war eigentlich der Urgedanke. Also quasi so ein experimentelles Instrumentalwerk, weil ich vorher in einer Punkband war und ich wollte mal was krasses machen. Ein Statement. Ich  habe mir dann überlegt, mit meinem Bassisten Bernward Malaka eine Stahlwerksinfonie zu machen. Quasi so ein Lärmgebilde, das sich wie in einem Stahlwerk von innen anhört. Mit konventionellen Elementen aber auch Stahlelementen, usw. und da hab ich dann irgendwann assoziiert, überlegt, was könnte der Bandname sein? Wie würde es Sinn machen. Krupp ist relativ interessant, wegen der Historie. Krupp steht einerseits für Fortschritt, wirtschaftliche Macht und andererseits für eine negative Vergangenheit. Für mich war das Kritik in sich selbst.
Krupp ist so wie Deutschland im Ausland gesehen wird. Einerseits eine starke Wirtschaftsmacht andererseits verknüpft mit der negativen Vergangenheit. Für mich das perfekte Konzept. So war der Name „Die Krupps“ geboren. Zuerst war die Stahlwerksinfonie dann kam der Name.

DSF: Dann hast du dir also den Namen alleine ausgedacht?

Krupps: Das ist jetzt total krass. Ich war mit meinem Cousin im Urlaub in Florida am Strand. Jedenfalls saßen wir da und hörten das Demo der Stahlwerksinfonie. Bei strahlendem Sonnenschein.
Da haben wir beide so hin und her geschaukelt von „Mannesmännern“ bis zu „Krupps“. Aber Krupp hat einfach die interessantere Vergangenheit. Das war einfach rund, weil für mich ist das wichtig das der Bandname Konzept hat und nicht einfach irgendwas ist, auch das die Texte eine Bewandtnis haben. Es darf nicht einfach irgendwas sein. Das gibt es bei den Krupps nicht.

DSF: Hat sich bei euch in den 30 Jahren viel verändert? Vom Punk bis jetzt?

kruppsinter4Krupps: Als ich 1976 mit Punk angefangen habe, gab es gar kein Publikum dafür. Da hast du gegen alle gekämpft. Wir waren eine ganz kleine Gruppe von Leuten. Da waren zum Beispiel meine Punkband „Male“ und „Mittagspause“. Aus diesen Bands sind dann später „DAF“ und „Die Krupps“ entstanden. „Der Plan“ war auch in dem Dunstkreis und „Propaganda“ natürlich.
Wir waren alle Fans voneinander und quasi unser Publikum. Wenn wir fünf auf der Bühne standen, waren die anderen (20) unsere Fans und umgekehrt.

DSF: Die Krupps haben viele Stilrichtungen implementiert, wobei der EBM besonders stark durch euch geprägt wurde. Wie seht ihr eure "Stilkinder"? Sind die genauso kreativ wie ihr damals ward?

Krupps: Ich denke, dass die alle irgendwo unsere Kinder sind. Ich stell mich jetzt nicht hin und bilde mir was drauf ein, aber das Ding ist, natürlich haben wir den Boden für die geebnet. Wir haben 1981 mit „Wahre Arbeit – Wahrer Lohn“ EBM gemacht, bevor es EBM gab. Und die Stahlwerksinfonie war Industrial bevor Industrial so genannt wurde.

DSF: Was meinst du -  hattet ihr damals mehr Möglichkeiten, weil es noch nichts gab und ihr somit frei probieren konntet oder haben die jungen Bands mehr Möglichkeiten, wegen der ganzen Technik heute?

Krupps: Die Leute früher haben versucht was Eigenes zu machen. Heute arbeiten alle mit Software-Synthis, Plug-Ins oder Apps. Da geht die Identität verloren. Ich sag immer zu den Leuten: Geht in einen Musikladen und kauft EIN Keyboard und damit macht ihr alles! Limitieren auf das Wesentliche, das Wichtigste.
Das war früher wirklich so. Wenn wir in den Musikladen gegangen sind, haben wir uns einen Synthesizer gekauft (Yamaha glaube ich) und die anderen Bands haben sich einen anderen gekauft. DAF z.B. den Oberheim. Jeder hast sich einen anderen gekauft. Wir hatten ja nicht so viel Kohle, aber so klingen die Bands jetzt wie sie klingen. Jeder hat seine eigene Identität.

DSF: Was hältst du von den Bands, die für die Bühnenshow sich  z.B. Nadeln durch die Wange stechen …

Krupps: Kasperletheater… (lacht)

DSF … so krass wollte ich das jetzt nicht nennen. Jedenfalls scheint der Auftritt wichtiger zu sein, als die Musik, die Texte…

Krupps: Früher haben sich deutsche Bands nix getraut und seit Rammstein denkt jeder, er muss auf die Kacke hauen. Muss man nicht, aber heutzutage ist alles Business orientiert. Bei uns nicht. Wir machen nur das was wir wollen.

kruppsinter7DSF: Seid ihr denn jemals durch eine Plattenfirma beeinflusst worden? Da gibt es ja Fälle, wo das ganz schräg wurde…

Krupps: Noch nie. Tipps, ja, aber wir haben uns nie dran gehalten.

DSF: Die neue CD (The Maschinist of Joy (2013)) klingt stark nach "Machineries of Joy" von 1989. Absicht? Was verbirgt sich dahinter?

Krupps: Die Idee dahinter war, das essenzielle Krupps Album zu machen. Das Album, das wirklich alles verbindet. Die treibenden Sequenzen, die tanzbaren Beats und dann aber auch die harten Gitarren. Zum anderen die hymnischen Elemente wie in „Fatherland“ und etwas aus der Stahlwerksinfonie.
„Machinists of Joy“ ist ein perfekter Begriff, um das Konzept der Platte auf den Punkt zu bringen. Uns macht das alles nach wie vor Spaß, wir fühlen uns wie die Maschinisten. Die Platte ist typisch Krupps. Textlich sehr an Arbeit orientiert und an der Krupp-Dynastie.
Ich wollte nie eine Platte machen, die da anknüpft wo „Paradise“ aufgehört hat und zum anderen keinesfalls etwas macht, was die Leute verunsichert.
Das Rad neu erfinden müssen wir nicht. Wir haben uns unsere Nische selbst erarbeitet. Wir können die vielleicht noch ausweiten, aber das erste Album nach der Reunion musste wirklich auf den Punkt sein. Und ich denke das ist es.
Mir war auch wichtig, dass wir eine Platte machen, die man von vorne bis hinten durchhören kann. Und ich hab von allen Leuten bisher gehört, dass man auf der Platte nicht skippen muss.

DSF: Die aktuelle CD ist sehr energiegeladen und perfekt für den Einheits-EBM-Schritt :). Habt ihr ein Hauptthema auf der CD? Gibt es einen roten Faden?

Krupps: Es gibt absolut einen roten Faden. Die ganze LP befasst sich mit den Krupp(s). „Neue Helden“, „Schmutzfabrik“ selbst die dunkle Seite wie bei „Nazis auf Speed“.

DSF: Auf meiner CD war „Nazis auf Speed“ nicht drauf?

Krupps: Das ist nur auf der Bonus CD. Da sind sechs Songs mehr drauf: „Nazis auf Speed“, „Industrie – Mädchen“ und Songs mit einer französischen Band.

DSF: Hier auf dem e-tropolis Festival zeigt ihr bestimmt nur eine reduzierte Show, was haben wir auf euren Solokonzerten zu erwarten?

Krupps: Nein, wir fahren heute die komplette Kiste. Mit eigenem Licht und allem. Nur in Moskau können wir das nicht.

kruppsinter8DSF: So und jetzt mal zu den besonders interessanten Fragen ;). Habt ihr eigene Kinder, oder wenn nicht Neffen/Nichten?

Krupps: Unser Gitarrist hat drei Kinder von drei Frauen, die sind aber schon älter. Ich habe keine eigenen Kinder. Meine Exfrau hat eine Tochter, die liebt mich noch immer, mit der habe ich einen sehr guten Kontakt. Mein Großcousin hat zwei Kinder, die aber schon älter sind.

DSF: Was denken die über eure Musik? Oder gehen die andere Wege? Kriegst du davon was mit?

Krupps: Über meinen Cousin schon. Die finden das alle ganz toll. Die sind in den 90ern in der Metalphase groß geworden. :)
(Lacht) Ich hab glaube ich gestern… irgendwie …  die Jugend versaut. Die waren restlos außer sich :)
Wir haben in Nürnberg gespielt und das war das erste Mal, dass die hinter die Kulissen gucken konnten und sehen, was da abgeht. Da sind die total abgegangen. Ich finde das toll. Die junge Generation, die mag uns. Ich sehe das jeden Abend, dass direkt vor der Bühne unheimlich viel jüngeren Leute stehen. Dann kommen die 30-40 jährigen und dann die bis 50.

DSF: Woran meinst du, liegt das? Eigentlich würde ich meinen, dass die Jüngeren eher denken, dass die „alten“ Bands gar nicht mehr die Power haben auf der Bühne.

Krupps: Das ist ja genau das, was wir nicht machen.

DSF: Aber das wissen die doch vorher nicht…

Krupps: Ich glaube das sehen die im Internet. Was wir auf der Bühne abziehen, da können sich viele jüngere Bands was von abschneiden. Wir sind aus einer anderen Generation und haben immer noch den Punk im Arsch ;)

DSF: Was ist deiner Ansicht nach wichtig, wenn man Kinder erzieht?

Krupps: Was ich sehe und weiß, du musst gucken... du kannst den Kindern positiv vermitteln, dass es einen alternativen Lebensstil gibt. Auf der anderen Seite aber musst du ihnen zeigen, dass du genügend Verantwortung übernimmst und wie weit du gehen kannst.
Ich glaube, das geht ganz gut. Die Kids von heute sind auch nicht doof. Die kriegen schon mit, was los ist. Es gibt nichts Wichtigeres, als sich ein bisschen zusammenzureißen. Ich persönlich hasse ja Rauchen & Trinken. Hab ich noch nie gemacht. Und es gibt so viele Möglichkeiten, ein Kind zu erziehen, dass die (Kinder) wissen, was wichtig ist und zu zeigen, wo die Grenzen sind.

DSF: Also durch Vorleben eine Identifikation mit den Eltern erreichen?

krupps91Krupps: Ja, das finde ich superwichtig. Du solltest es nicht cool finden, wenn der Typ mit Fluppe und Flasche am Kiosk steht. Das man auf der anderen Seite als Eltern nicht konservativ ist, sondern sehr wohl zeigt, dass man als Eltern auch cool sein kann ohne den Respekt zu verlieren. Das ist das Wichtigste. Das ist eine Gradwanderung. Das weiß ich selber. Kids rebellieren gerne. Das ist so ein gewisses Alter, wo das natürlich am meisten passiert, aber du hast trotzdem die Möglichkeit, das immer einzugrenzen. Das ist eine Art, wie du mit dem Kind umgehst. Wenn du eine autoritäre Art hast, wird das niemals so viel  Einfluss auf deren Wesen haben, als wenn du das auf eine Art und Weise machst, die Verständnis erzeugt und Respekt.

DSF: Meinst du Kinder aus der Szene haben es da einfacher? Wir sind ja generell eher eine tolerante Szene...

Krupps: Die Kinder (der Szene) sind ziemlich… lucky – haben Glück. Meine Eltern waren auf ihre Art auch ziemlich cool, aber wenn ich Rockmusik aufgelegt habe, sind sie schreiend weggelaufen oder haben es ausgemacht :)
Auf der anderen Seite tuen die (Kids) mir auch Leid heutzutage, denn wenn kein Feindbild mehr da ist, dann geht es nicht weiter. Du brauchst ein Feindbild. Du MUSST dich irgendwie abgrenzen, um deine Identität zu finden. Da sind wir natürlich wieder an dem Punkt: „Identität“.
Die müssen wissen, wo sie hingehören, wer sie sind, sich selbst verwirklichen können.
Das ist bei den Eltern, die zu locker sind, schwieriger. Das ist eine Gradwanderung nicht zu locker oder zu autoritär. Und immer dem Alter entsprechend. Sehr wichtig! Die Kids verändern sich so schnell und wenn sie im Rebellionsalter sind, wird das umso schwieriger, sich mit ihnen auf einem Level zu treffen.
Wir haben dieses Rebellionsding gehabt, haben uns durchsetzen müssen gegen unsere Eltern, gegen andere Kräfte. Wenn die Eltern schon … keine Ahnung … z.B. COMBICHRIST hören, dann kannst du dich doch nur noch mit den „Oberkrainern“ (Volksmusik) dagegenstellen :).krupps92
Du hast kaum mehr die Möglichkeit dich gegen deine Eltern aufzulehnen, du brauchst Reibungspunkte.
Bei mir war das damals ein Kampf, aber auf der anderen Seite hat mich das gestärkt. Den meisten fehlt heute ein Feindbild.

DSF: Wäre es dann gut, wenn man manche Sachen einfach verneint? Verbietet? Dann könnten die Kinder dagegen rebellieren? ;)

Krupps: Absolut, ein interessanter Gedanke. Ich glaube das würde helfen.

DSF: Die drei wichtigsten Werte, die du Kindern weitergeben würdest?

Krupps: Toleranz, Respekt. Den Unterschied zwischen Gut und Böse erkennen können. Du bekommst durch die Medien so viel gezeigt und musst das richtig verstehen, werten können.

DSF: Noch ein paar abschließende Worte?

Krupps: Ich finde es gut, dass es GFN gibt. Der Gedanke einer Familie in der Familie gefällt mir.

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