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Das Szenemagazin für
Die Schwarze Familie.

Ob Gothic, EBM, Metal, Rockabilly, Punk oder Folk.
Die schwarze Szene ist mehr als die Summe ihrer Richtungen.
Auch mit Kind sind wir weiter schwarz...

WIR sind die Famile der Szene!

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Pünktlich zum ersten Advent-Sonntag erscheint unser Interview mit Klaus Märkert, der am Nachmittag live im T.I.C. in Mülheim zu erleben ist. Also, wer schnell ist, sollte sich nach dem Lesen des Interviews umgehend ins Auto setzen ;). 

DSF: Hallo Klaus, herzlichen Glückwunsch zur Wahl des Künstler des Monats Dezember!

Klaus: Danke!

DSF: Du bist ja, wie mir scheint, schon seit Urzeiten in der Szene aktiv, kannst du mal einen kleinen Abriss deiner "Aktivitäten" geben? So für die jüngeren Leser unseres Magazins...

klaus6Klaus: November 1985 Mitbegründer und First-DJ vom "Zwischenfall" - 1990 bis 1991 DJ und Betreiber im "Cure" (Herne) und "Das Objekt" (Castrop-Rauxel) - 1992-1994 DJ und Begründer der Lurie-Party - 2004 bis 2006 Gast-DJ auf der Lurie-Party - aktuell: 3 mal im Jahr die 80er-Party im Bahnhof Langendreer (next date: 22.02.14), gelegentlich Gast-DJ bei der Lost Sounds Partyreihe von DJ Tuxxedomoon (next date: 28.12.13 im TIC - Mühlheim)

DSF: Wie kam dann die Idee zu schreiben? Tagebuch führen ja viele und Gedichte sind auch stark vertreten in der Szene, aber ganze Bücher?

Klaus: Verrückte Ideen wollten aufgeschrieben werden, so war (und ist) es bei den Short Storys; die Romane sind autobiografisch, da kam es in erster Linie auf die sprachliche Umsetzung an, den Überblick und Gesamtzusammenhang, "Hab Sonne" = 80er-Roman (inkl. Entstehung des Zwischenfall) - "Requiem für Pac-Man" = 90er-Roman (inkl. Entstehung der Lurie-Party).

DSF: Wie du schon gesagt hast, zwei Bücher sind "autobiografisch", wie wählst du die Themen aus, die in deinen Büchern erscheinen?

Klaus: Bei den Romanen geht es mir um die (scheinbaren) Gegensätzlichkeiten "Szene-DJ" und „Herzkrankheit", aber auch um ein Zeitdokument, aufzuzeigen wie sich die Dinge verändert haben, vor allem auch gesellschaftlich; bei den Storys wählen die Themen mich aus, dieselben niederzuschreiben, Einflüsse: !!!Musik!!! und Zeitgeschehen

P1230214DSF: Ich habe dich live bei mehreren Lesungen der Reihe "Schementhemen" mit Myk Jung erlebt. Ich muss sagen, dass die Auszüge z.B. über den Besuch der Schwiegereltern und der Leiche schon arg krass waren.  Aber seeehr gut :) Wie sind die Reaktionen der Zuhörer. Sind wir alle so "morbid" veranlagt?

Klaus: Das Erstaunlichste ist: mitunter sind die "Normalos" weit weniger erschrocken über die morbiden Storys, als die Szene-Leute. aber die Normalos verschlingen ja auch diese Splatter-Kriminalromane...

DSF: Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit Myk und dem Entstehen der "Schementhemen"?

Klaus: Wir kennen uns seit den Anfangstagen vom "Zwischenfall", und dort fand 2008 im Rahmen eines "Ikon" Livegigs ein erstes lockeres Gespräch statt über gemeinsame Lesungen. Anfang 2009 gründete Tyne (Endless, Managerin vom Myk) die Lesereihe "Schementhemen", bei der ich zunächst Gast-Leser war, im April 2009 stieg ich dann fest ein.

DSF: Du warst wie gesagt auch Mitbegründer des "Zwischenfalls" in Bochum und DJ vor Ort. Diese Lokation ist leider 2012 abgebrannt. Wie siehst du die Entwicklung der Szene in musikalischer Hinsicht? Sind wir abgestumpfter als früher? War früher zu deinen DJ-Hochzeiten (die ohne Brautpaar^^) die Musik vielschichtiger? Einfallsreicher?

Klaus: Nein, die Musik war nie vielschichtiger als heute, es gibt alles im Überfluss, das Problem ist eher, zu den Perlen der jeweiligen Sparten vorzudringen. Langfristig wird sich einiges verändern: die gesamtgesellschaftliche Situation, vor allem die wirtschaftliche hat sich krass verändert seit den 80er Jahren, das traf/trifft insbesondere die (unangepassten) Künstler und Szeneleute. wenn kaum Geld da ist, kannst du an künstlerischen Events, Disko-Events oder Buch/CD-Kauf nicht mehr entsprechend teilhaben. Das wiederum verändert die Gesellschaft massiv. Alternative Möglichkeiten der Lebensgestaltung brechen mehr und mehr weg (ist auch Thema meines 90er Romans "Requiem für Pac-Man").

klaus4DSF: Am 1. Dezember findet der erste Adventslesung im T.I.C. (Mülheim an der Ruhr) statt mit dir als erstem Autor. Hast du dafür was spezielles vorbereitet? Etwas mit weihnachtlichem, heimeligen Hintergrund? ;)

Klaus: Ich habe eine X-Mas-Story begonnen, mal sehen, ob ich sie fertig kriege bis Sonntag, auf jeden Fall habe ich aber ein leicht morbides Weihnachtsgedicht und 1 Weihnachtsstory aus meinem aktuellen Buch "schlagt sie tot in den Wäldern". Ende der Woche bereite ich die Lesung vor.

DSF: Wie sieht es mit einem neuen Buch bei dir aus? Wann gibt es etwas Neues zu lesen?

Klaus: Noch im Dezember soll eigentlich die erweiterte (3 Zusatzkapitel plus komplette Überarbeitung) Zweitauflage von "Hab Sonne" im Hagener Eisenhut Verlag erscheinen, bin selbst gespannt, ob's noch klappt. In 2014 ist die Neuauflage von "Der Tag braucht das Licht, ich nicht" bei Eisenhut geplant, aber auch eine Kombination aus Buch und Hörbuch bei der Berliner Edition Subkultur, hierbei handelt es sich um eine recht morbide längere Erzählung, die wohl schräg-esotherisch enden wird. Im Mittelpunkt steht ein seltsames Haus und seine Bewohner:

DSF: Und nun zu etwas ganz anderem. Bei meinen Interviews gibt es immer spezielle familienorientierte Fragen, denen auch du nicht entkommen kannst ;). Da du keine eigenen kinder hast, wie sieht es mit nichten und neffen aus? wie finden die ihren onkel? Erzählst du denen auch mal eine Geschichte?

Klaus: Zu meiner Schande muss ich gestehen: ich kenne mich nicht aus mit den exakten Verwandtengraden. Meine beiden Geschwister haben Kinder, die allerdings alle inzwischen 25plus sind. Die Tochter meines Bruders mag meine Geschichten, die Söhne meiner Schwester ??? Der eine zumindest, zu dem anderen habe ich kaum Kontakt. Meine langjährige Partnerin hat eine Tochter und die wiederum hat 2 Söhne im Alter von 2 und 5 Jahren. Denen lese ich schon mal was vor, allerdings Märchen, keine eigenen Storys. ich hab aber mit einer Kinderstory angefangen.... weiss allerdings noch nicht, wie die endet...

DSF: Schwarzer Humor und Ironie sind natürlich erst ab einem bestimmten Alter begreifbar (bei manchen nie...). Wirst/wurdest du oft missverstanden von der Familie? Ich merke, dass mein Sarkasmus manchmal... öfters... fehlinterpretiert wird. Wie ist das bei dir?

klaus5Klaus: Klar doch, Arroganz oder misanthrophisches wird mir schon gelegentlich vorgeworfen.

DSF: Sprache ist mit das wichtigste Medium, um sich auszutauschen. Wie siehst du die Entwicklung durch die unterschiedlichen Einflüsse wie Medien, Abkürzungen und Slang? geht die Sprache mit ihren Möglichkeiten unter, werden wir nur noch "lolen, rofleln und voll krass, chatten, Alter"?

Klaus: Die Sprache geht unter, auf jeden Fall! Ist heute schon so, dass manchem die Antenne fehlt für die Kunst der sprachlichen Finessen, oft geht's nur noch um klischeetriefende Inhalte, schrecklich !!!

DSF: Was sind für dich die drei Standpfeiler, die du der kommenden Generation mit auf den Weg geben würdest?

Klaus: Erlernt eine Kampfsportart, oder zwei, oder drei... dazu einen Beruf, der euren Interessen entspricht... verabschiedet euch vom Besitzdenken.

DSF: Ich finde nach wie vor, dass unsere Szene mit eine der höflichsten und hilfsbereitesten ist. Wie siehst du das?

Klaus: Auf jeden Fall!

DSF: Mag ja daran liegen, dass viele im sozialen Bereich arbeiten. du warst auch mal Streetworker?

Klaus: Ja, 2 Jahre lang, vorher Drogenberater.

DSF: Zu guter letzt möchtest du ein paar direkte Worte an unsere Leser richten?

Klaus: Bewahrt euch den Sinn für's wirklich schöne, achtet auf euch und die, die euch nahestehen und habt eine gute Zeit.

DSF: Vielen Dank für das Interview. Ich bin schon auf die Lesung im T.I.C. gespannt.

Klaus: Danke für die Wahl zum Künstler-Dezember 2013.

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