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Das Szenemagazin für
Die Schwarze Familie.

Ob Gothic, EBM, Metal, Rockabilly, Punk oder Folk.
Die schwarze Szene ist mehr als die Summe ihrer Richtungen.
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WIR sind die Famile der Szene!

comkill

06.09.2013 – 08.09.2013 im Kulturpark Deutzen

Bereits zum 8. Mal öffneten sich am 06.09.13 pünktlich um 17 Uhr die Pforten zur NOCTURNAL CULTURE NIGHT (NCN)  in Deutzen bei Leipzig. Drei Tage mit ca. 40 Künstlern und Bands warteten auf uns und die zahlreichen Besucher.

Was uns aufgefallen ist, das NCN ist nicht mehr nur auf Deutschland beschränkt, es reisten Besucher aus Russland, Polen, Belgien, Frankreich, Finnland… an, so dass man sagen kann es ist ein kleines familiäres internationales Open Air Festival.
Sehr gut war die Auswahl der Bands, es war von allem etwas dabei. Man konnte den Klängen von  EBM, Elektro-Pop, Dark Wave, Punk, Neo Folk und verschiedenen Teilmischungen lauschen und dazu tanzen.
Auch das Rahmenprogramm auf der Kulturbühne war sehenswert. An verschiedenen Ständen wurden Kleidung, Dekoration oder CDs angeboten und auch der Mittelalterbereich lud zum verweilen ein.
Wer Lust oder einen kleinen Hunger hatte, konnte sich an einem kleinen Stand gekochte Eier, gebratene Eier, Kaffee, Apfelwein und Eierlikör kaufen. Die beiden netten Anbieter der verschiedenen Waren hatten auch eine Besonderheit  im Angebot: schwarzen Eierlikör und schwarzen Apfelwein ;).

Was traurig war: Gothic-Family.Net war krankheitsbedingt dieses Jahr ohne Stand.  Was wir besonders gut fanden: ab diesem Jahr wurden auch die Kinder berücksichtigt. So mussten Kinder unter 7 Jahren keinen Eintritt zahlen und Kinder bis zum 12. Lebensjahr hatten einen ermäßigten Eintritt.

Da wir aber nicht wegen der Stände, sondern wegen der Musik beim NCN waren, nun unsere Eindrücke.

SeelennachtDer Wettergott war an allen drei Tagen gut gelaunt und verwöhnte uns mit viel Sonnenschein und Temperaturen um die 30 Grad Celsius, auch nachts waren noch angenehme 11 Grad.

Den Anfang auf der kleinen Bühne machten Thouxsense aus dem südlichen Raum von Leipzig, welche im Bereich Elektronic – Pop/ Rock einzugliedern ist. Interessant ist die Mischung von Gesang, Geige, Schlagzeug und Gitarre. Zur Band selber kann man sagen, dass sie seit 2006 besteht und sie an ihrem neuen Album arbeiten. 

Auf der großen Bühne war dann Seelennacht der Opener. Seelennacht das ist  Marc Ziegler,  heute mit  René Eric, welche zusammen einen gelungenen Auftritt hatten. Marc überzeugte mit seiner Stimmengewalt, welche einem schon mal eine Gänsehaut bescherte. René Eric hat Marc bei seinem Auftritt unterstützt, er  hat sein eigenes Project welches unter dem Namen „van undercut“ läuft. Beide Marc und René haben sehr überzeugt und ihre Musik kann man als Romantic Futurepop bezeichnen. Man kann auf sein neues Album welches Mitte Oktober erscheint schon sehr gespannt sein.

Marc war so nett und hat sich nach seinem Auftritt noch ein wenig Zeit für ein Interview für uns genommen und wählte auch die Familie des Monats Oktober. Dazu findet Ihr unter den entsprechenden Rubriken dann mehr.

Dank der kurzen Wege war man nun schnell wieder bei der kleinen Bühne, wo MRDCT ihren Auftritt hatten. MRDCT das sind Christoph Lemke (Mr. Dupont) und Tino Claus (Amnistia) welche sich im Jahr 2010 zusammengeschlossen haben. Ihre Musik muss man nicht irgendwo einordnen, denn sie ist erstklassige Electronic Body Music. Mit „ for the good times“, „Lügner“ oder „Sickness“ konnte man sich neben den anderen Songs mitreißen lassen. 

Auf der großen Bühne trat nun Torul auf, besonders freute mich, dass sie unseren Lieblingssong „Try“ spielten, leider kam der Song nicht ganz so gut rüber, was vielleicht auch an den kleinen technischen Problemen lag, die immer mal wieder auftraten, dafür ist es aber live und das macht das Ganze auch so liebenswert, wir sind alle nur Menschen. Aber nun weiter zu Torul. Sie sind im Bereich Electropop tätig und sind ebenbürtig mit Bands wie Mesh, Camouflage oder De /Vision. 

Schon war der nächste Act auf der kleinen Bühne. Unter dem Projektnamen NOISUF-X produzierte Jan L. einige Industrial und Noize-Tracks und  beschäftigt sich mit einer apokalyptischen und angstvollen Sichtweise auf die Welt. Eine kalte und hoffnungslose Atmosphäre findet ihren musikalischen Spiegel in rauen und verzerrten Beats, experimentellen Sounds und treibenden Rhythmen. Die wiederkehrenden Klangstrukturen und die einfache Monotonie bilden einen einprägsamen Gegensatz zu der Musik von X-FUSION mit welcher Jan L. 1998 begann. 

Die Zeit vRotersandergeht im Flug und nun heißt es auf der großen Bühne der nächste Act ist Rotersand. Rotersand ist ein deutsches Musikprojekt, das im Jahr 2002 von Sänger und Frontmann Rascal Nikov und Musiker und Texter Gunther Gerl (Gun) gestartet wurde, nachdem beide zuvor in verschiedenen Projekten musikalisch zusammengearbeitet hatten. Noch im gleichen Jahr stieß DJ und Produzent Krischan J. E. Wesenberg dazu und komplettierte das Trio. Die Musik der Band wird gerne als Futurepop bezeichnet und bezieht vielfältige Einflüsse, z. B. aus Progressive Trance, Techno, Pop und Klassik, ein. Bereits 2005 konnten wir sie bei einem Auftritt beim WGT im Clara Zetkin Park sehen und freuten uns auf sie. Gut fanden wir, dass sie Stellung beziehen zur aktuellen NSA  Affäre, sich gegen Google und Facebook  stellen (auch wenn sie eine Facebookseite haben *smile*), die auch mit der NSA Affäre in Verbindung gebracht werden und dies auch in einem Song einbezogen haben, während der drei Tage haben sich auch andere Künstler zu diesem Thema geäußert und deren Missmut bekundet. 

Weiter ging es auf der kleinen Bühne mit Tyske Ludder.  Heute zählt man sie zu der EBM Fraktion, wobei man sie bei der Bandgründung 1989 eher der Wave- und New-Romantic-Szene zuordnen konnte. Interessant ist die Namenswahl der Band, Tyske steht für im norwegischen für deutsch und Ludder steht im norwegischen für Hure

und ist eine Abwandlung von Tyskertøs, welches ein Schimpfwort für norwegische Frauen war die im zweiten Weltkrieg eine Beziehung zu deutschen Soldaten hatten, wenn man ihre Songtexte genauer ansieht bringt man dann schon eher eine Beziehung zwischen Namen und Musik. 

Wieder auf der großen Bühne war nun der Auftritt von Diary of dreams. Auch diesmal begeisterten die Mitglieder der Band um Adrian Hates das Publikum, Songs wie „Menschfeind“ und „Giftraum“ sind nicht wegzudenken und zogen das Publikum in seinen Bann, ich kann mir gut vorstellen, dass sie neue Fans hinzugewonnen haben, schließlich waren auch einige Besucher des NCN’s das erste Mal bei einem Festival. Anfänglich im Bereich Dark Wave angesiedelt begeistern sie heute mit Musik im Bereich Elektro / Synth Pop / Rock. Erwähnenswert ist auch das sie ein Seitenprojekt mit dem Namen „.com/kill“ gegründet haben, dazu später aber mehr. 

Wie schnell die Stunden vergehen, merkt man wenn der Headliner des Tages schon wieder ansteht, Alice Neve Fox.  Elena Alice Fossi ist bekannt als Sängerin und Komponistin verschiedener Projekte, u. a. Kirlian Camera, Spectra*Paris und Siderartica. Vor einiger Zeit begann sie zum Spaß, an akustischen Stücken zu arbeiten. Beim Charity-Event „Benefiz for Kids“ trat sie zum ersten Mal mit ihren akustischen Songs auf und da das Publikum begeistert war, beschloss sie unter dem Namen „Alice Neve Fox“ an diesem Projekt weiterzuarbeiten und hat bei ihrem Auftritt eigene und gecoverte Songs in ihrem eigenen Stil präsentiert. 

Tag zwei wurde auf der großen Bühne von Eycromon eröffnet. Schnell füllte sich der  Bereich vor der Bühne um den retro-futuristischen Rhythmusstrukturen und hypnotisch-sphärischem Gesang der  Sängerin Mandra GoremicroClocks in sich aufzunehmen, schnell haben die Augsburger das Publikum in ihren Bann gezogen mit ihrer Musik die man im Bereich Elektro, Synth-Pop und Wave einordnen kann. Im Oktober erscheint ihr neues Album „Repressure“ nachdem gerade ihre Single „Spiel mit mir“ auf dem Markt erschienen ist. Einen Name den man sich merken kann, da der ausdrucksstarke Gesang einen mitreist, egal ob es nun der Song „Spiel mit mir“ oder „Eternal Disease“, es wird nicht langweilig zuzuhören.

Schnell verging der Opener auf der großen Bühne, so dass nun der Opener auf der kleinen Bühne anstand. microClocks, die sich selbst zwischen Rock und Pop sehen, und mit ihren englischsprachigen Titeln gesellschaftspolitische Probleme, Fremdbestimmung, soziale Ungerechtigkeiten, den Wertverfall unserer Gesellschaft annehmen und zur Revolution gegen diese Zustände aufrufen.
Ein großes Vorbild der Band ist Depeche Mode, mit welchen sie auch von der Presse Anfang des Jahres verglichen wurde. Sehr erwähnenswert finden wir, dass sich die Band auch sozial engagiert, sei es bei Benefizveranstaltungen (speziell Frauen-Notruf in Köln) oder als Botschafter eines Sozialverbandes.
Wieder auf der großen Bühne geht es nun weiter mit dem Charme des britischem Indiepop, was auch nicht verwundert, da der Sänger Andrew Kohlar zwar in Hamburg geboren wurde, jedoch die Wurzeln der Familie in der Nähe von Manchester liegen, welche er oft besuchte. Gegründet wurde Elace Ende des Jahres 2010. Die Musik ist elektronisch mit starken Einsatz von Drums und Gitarre, Andrew sprühte regelrecht vor Energie, man merkt ihnen an das ihnen die „Arbeit“ viel Spaß macht.
Wer es schnell, laut und kraftvoll mag, also ganz einfach gesagt wer  EBM  hört, war jetzt richtig an der kleinen Bühne bei Terrolokaust. Sie schreiben ihre Songs in Englisch und in ihrer Muttersprache Spanisch. Das spanische Duo zählt zu recht als dark electro / Industrial-Rock-Sensation, welche sich seit 2011 behauptet, waren ihre ersten Werke doch eher melodisch und mit viel Leidenschaft gesungen wie auf der 2006 erschienenen CD „Gas“. Bei „God Loves The Violence“ setzt man nun auf eine einfache Programmiersprache mit ausdrucksstarkem Gesang was ihre Werke sichtlich aufwertet, hier denke ich vor allem an die Remixe von Rotersand, Incubite, Panic Lift und anderen.  Bands wie Grendel, Nachtmahr, Soman und Reaper loben das spanische Duo zu Recht.

LordoftheLostNun wieder auf der großen Bühne Lord of the Lost, zu Deutsch „Herr der Verlorenen“.  Sie selbst sehen sich musikalisch zwischen HIM und Rammstein und gründeten ihre Band 2007. Ihre Musik kann man im Genre Dark-Rock eingruppieren. Frontmann und Sänger Chris Harms begann seine musikalische Laufbahn bereits 1999 und war bis 2004 Sänger und Gitarrist bei der Rockband Philiae, ab 2004 war er als Gitarrist und zweiter Sänger bei der Glam-Metal Band The Pleasures, sowie als Musiker bei verschiedenen Projekten wie Big Boy oder UnterART.
Auf der Suche nach seinen musikalischen Wegen gründete er dann seine Band 2007. Ursprünglich nur Lord genannt, stießen rasch befreundete Musiker hinzu, und aus dem geplanten Soloprojekt entwickelte sich eine richtige Band. Um eventuelle Namensstreitigkeiten mit Lordi und The Lords zu vermeiden erfolgte die Umbenennung in Lord of the Lost. Musikalische Einflüsse beschreibt Chris selbst mit den Bands wie Rammstein, Marilyn Manson und Nine Inch Nails. Ich finde er ist auf seiner Suche angekommen und das merkt man auch bei dem Auftritt der Band, sicher haben sie „Verlorene“ dazugewinnen können :).

Wieder auf der kleinen Bühne sind nun .com/kill, das neue Projekt von Adrian Hates und Gaun:A von Diary of Dreams, was die wenigsten wissen, das Diary of Dreams schon seit 1996 an einem Seitenprojekt gearbeitet haben, hauptsächlich konzentrierte man sich jedoch auf die Arbeit rund um Diary of Dreams. Immer wieder wurde das Projekt „auf Eis gelegt“, man arbeitete doch im Hintergrund weiter.
Nun haben Adrian Hates und Gaun:A das Eis gebrochen und haben mit .com/kill ihre Bandbreite um ein vielversprechendes musikalisches Erlebnis erweitert. Der neue Sound ungewohnt hart, jedoch auch sehr gelungen und auf dem richtigen Weg, denn auch die Musik von .com/kill verspricht sich in den Köpfen festzusetzten so wie man es auch von Diary of Dreams gewohnt ist.  Die Cd die unter dem Namen .com/kill erschienen ist, ist auf dem Markt, erste Auftritte sind schon gewesen, hier beim NCN oder mit Suicide Commando in Moskau, auf jeden Fall anders, auf jeden Fall hörenswert, man darf auf neue Sachen gespannt sein.
comkillAngekündigt mit einer Entschuldigung da die nächste Band mit Verspätung in Leipzig gelandet ist und zu allem Übel auch noch vom Zoll aufgehalten wurde, musste Vasi schnell noch sein weißes T-Shirt gegen ein schwarzes hinter der Bühne tauschen. Doch nun war der Auftritt von Frozen Plasma welches auch als erfolgreicher Electropop – Act bekannt ist. Sänger Felix und Keyboarder Vasi lernten sich auf einem VNV-Nation-Konzert kennen wo Vasi als Keyboarder unterstütze. Vasi’s Band NamNamBulu hatte sich zuvor aufgelöst.
Seit 2005 arbeiten Felix und Vasi nun zusammen, Felix ist ebenso noch bei Diorama und als Solokünstler erfolgreich. Auch wenn verspätet gaben beide alles und man merkte gar nicht, dass sie verspätet waren.
Seit ihrem ersten Live-Auftritt der im Mai 2002 (ein nettes Interview dazu findet man hier: http://www.medienkonverter.de/interview-versus_2002-24.html ) sind schon einige Jahre vergangen, ein Live-Auftritt beim NCN gehörte auch schon zu ihrem Programm und heute sollte Versus auf der kleinen Bühne wieder das Publikum in seinen Bann ziehen. Letztes Jahr als Newcomer und dieses Jahr wiedergewünscht boten Versus ihr breites Bandspektrum der elektronischen Musik, Sänger Andre wieder barfuß was man zu seinem Markenzeichen zählen darf.  Erste offizielle Veröffentlichungen gab es 2007, neben diversen Remixen am Anfang haben sie heute ihren eigenen Stil mit verschiedenen Facetten gefunden.

Diorama, ein Begriff der ein dreidimensionales Objekt beschreibt, meist im Zusammenhang mit einer Landschaft, einem Event, einem Raum, einer Szene die in einer Glasvitrine eingeschlossen sind…genauso vielseitig ist nun wieder auf der Dioramagroßen Bühne der Auftritt von Diorama. Man beschreibt Diorama auch gern so: Das Wesen der Band die ihren künstlerischen Weg verkörpert, sie wollen musikalische Vitrinen für die Zuhörer, Denker und Tänzer bauen. Ihre Musik hat Einflüsse aus dem Bereich Gothic / Electro, Alternative und Rock, was sie als Band ausmacht, sie in eine Richtung bringt zu der sie man ordnen kann oder besser sie haben ihren eigenen Stil, der sie zu dem macht was sie sind, einzigartig.
Die Zeit steht nicht still, sie verfliegt und schon wieder auf der kleinen Bühne ist nun der Auftritt von Lights of Euphoria.  Gegründet haben sie sich 1992, zunächst als One-Song-Projekt, der Erfolg war so groß, dass sie weiter machten. Der Gesang ist rau aber nicht verzerrt, dröhnende Bässe und Synths, Elemente aus Elektro, Synthie-Pop, futurepop, EBM und Trance, das ist der Stoff der die Musik ausmacht, sie ist kraftvoll, vielfältig und tanzbar. Gleich ob auf Deutsch oder Englisch, es macht Spaß sich der Musik hinzugeben.

Bite me! – eines meiner Lieblingslieder von Hocico die nun ihren Auftritt auf der großen Bühne haben. Die beiden Mexikaner Erk Aicrag (Texte und Gesang) und Racso Agroyam (Programmierung) gründeten zusammen 1992 ihre Band unter dem Namen Hocico de Perro, welche im Bereich Elektro einzuordnen ist. Beide haben ein Anonym gewählt Erk heißt mit bürgerlichem Namen eigentlich Erik Garcia und Rasco eigentlich Oscar Mayorga. Das Erkennungsmerkmal der beiden Cousins ist die achtbeinige Spinne mit einem H auf dem Rücken. Bereits im Alter von 15 Jahren begannen beide mit der Musik, in ihren Liedern nehmen sie Themen von Hass, Gewalt oder Ablehnung ihrer Religion auf.
Sie singen in Englisch oder Spanisch. Mit „Starving children“ (zu Deutsch „Hungernde Kinder“) und „third world“ (auf Deutsch „Geschichten aus der Dritten Welt“) veröffentlichten sie auch sozialkritische Lieder über ihre mexikanische Heimat. Ihren ersten Live-Auftritt hatte Hocico 1994. Beide haben ein Nebenprojekt, so tritt Erik mit Rabia Sorda auf und Oscar mit Dulce Liquido auf.

Auf der kleinen Bühne stand nun schon wieder der nächste Act an, es waren Haujobb. Der Bandname „Haujobb“ basiert Haujobbauf einer falschen Übersetzung des Wortes Skinjob aus dem Film Blade Runner. „Skinjob“ („Hautjob“) ist dort ein abwertender Begriff für einen „Replikanten“ (künstlichen Menschen).Anfangs noch mit Skinny Puppy verglichen hat sich das spätestens mit ihrem dritten Album „Solutions for a Small Planet“ gegeben und heute machen sie im Bereich EBM / IDM Musik, sie sagen selbst zu ihrer Musik: "ein wenig Trance, ein wenig EBM, ein wenig Industrie, ein wenig Umgebungslicht und ein wenig Tanz, aber mit diesem Haujobb" Gefühl " und das merkt man bei Ihrem gesamten Auftritt, ein wenig heißt aber nicht dass sie nur wenig geben, sie geben alles in einer gesamt guten Mischung.

Nun war schon wieder der Headliner des Tages auf der großen Bühne. Mit Phillip Boa and The Voodooclub ein gelungener Abschluss des Tages. Wie schrieb John Robb 2012 so passend, „Boa ist einer der bedeutendsten deutschen Künstler der letzten 30 Jahre.“ Im Bereich  Independent musikalisch unterwegs, ein Muss für Liebhaber der Musikrichtung, aber auch für die, die sonst nicht oder kaum seine Musik hören, dafür spricht auch die Besucherzahl vor der Bühne, denn es war kein freier Platz mehr zu sehen.
1989 erhielt Boa mit seinem Album „Hair“ und mit seiner Single „Container Love“ den kommerziellen Erfolg seiner Musik und die internationale Anerkennung. Seine Musik ist beeinflusst vom britischen Punk und New Wave und pendelt stilistisch gesehen zwischen Pop und Avantgarde. Gegensätzlich sind die Gesänge von Boa und Pia Lund, was aber die Musik zu etwas besonderem macht, die Musik ist melodisch, durchbrochen von Stimmungswechseln oder verfremdet. 2013 erschien Reduced!; im Winter 2012 in der Moritzbastei aufgenommen, soll es „den Dreck und die Intensität von intimen Clubkonzerten“ ausstrahlen, da im Studio nur die Instrumentierung herausgearbeitet wurde, Fehler aber unkorrigiert blieben. Zugleich soll es der Ende 2013 die Band verlassende Pia Lund „ein Denkmal“ setzen. Ein Musikerlebnis der besonderen Art.

Tag drei begann wieder auf der kleinen Bühne, der heutige Opener sind „Die rostigen Löffel“. Der erste optische Eindruck, drei junge Männer und ein Rabe, da wir sie bisher nicht kannten waren wir gespannt. „Wer schöner ist als ich ist eh geschminkt“, nur eins ihrer Lieder die sie spielten. Ihre Songs teils sozialkritisch aber gut umgesetzt. Stefan Banas begann bereits 2005 zunächst als Ein-Mann-Band. Seit 2010 stehen sie zu dritt auf der Bühne. Musikalische Vorbilder reichen von Beethoven über Helge Schneider bis zu den Beastie Boys, sehr breit gefächert und einzigartig, Stefans markante raue Stimme prägt sich ein und hat einen Wiedererkennungsfaktor. Sie haben eigene Lieder, machten aber auch erfolgreich Remixe für andere Bands, so zum Beispiel für Virgin Dolls und "RX" (ein Nebenprojekt von Nivek Ogre von "Skinny Puppy" und Martin Atkins).

Der Opener auf der großen Bühne waren Low-Fi. Ihre Musik ist eine Mischung zwischen New Wave und Elektro. Die Zwillinge Alessandro und Adriano werden musikalisch am Keyboard von Fabio unterstützt. Ihre Musik ist melodisch und auf den Darkwave der 80er gestützt. Ihre Studioarbeiten finden in Napoli statt und werden in einem Londoner Studio noch überarbeitet. Sie treten weltweit auf, geben viele Konzerte und sie haben eine gute Mischung aus New Wave, mit Einflüssen aus Punk und Elektro, sehr melodisch und einprägend finde ich als gute Beschreibung für ihre Musik.
Den Stimmen des Publikums folgend, denn sie freuten sich nun auf den nächsten Act, ging es zur kleinen Bühne. Hier trat nun Unzucht auf. Die 2009 gegründete Band rund um Sänger und Frontmann Daniel spielt heute noch in ihrer Ursprungsbesetzung, musikalisch kann man sie in Gothic Rock und Dark Rock einordnen.
Die Musik macht ihnen offensichtlich sehr viel Spaß, sie suchen den direkten Kontakt zum Publikum, sei es mit dem Mikrofon oder beim  Crowdsurfing von Stefan. Sie leben ihre Musik und das Publikum dankt es ihnen, trotz der Frühe des Tages (kleiner Frühschoppen :) ) war es schon sehr voll vor der Bühne.

Wieder auf der großen Bühne spielen nun Bloody Dead and Sexy. Ihr Musikstil wird mit „deutlich post-punk-orientierten Gothic Rock, teils mit einem an Garage- und Surf Rock angelehnten Twang-Gitarren-Sound“  beschrieben.  Die 1997 gegründete Band setzt heute neue Maßstäbe in der Musiklandschaft, sie spielen Psychedelic-Deathrock vermischt mit den Klängen der 80er Jahre. Beeindruckend wie sie die Musik leben die sie spielen, mit viel Herzblut und einprägend.
Aus dem südlichen Schweden angereist spielen nun Autodafeh auf der kleinen Bühne, sie spielen EBM, hart aber mitsingbar. Gegründet haben sie sich 2007.
Sie haben sehr gute Lieder gemacht und anfangs auf Myspace und anderen Internetseiten eingestellt. So bekamen sie auch Kontakt mit  Sigsaly Transmissions, wo sie ihren Vertrag unterzeichneten. Ihr Debütalbum „Hunt For Glory“ erschien dann 2008. Seit dem  haben sie zahlreiche Auftritte, viele Remixe und mittlerweilen ihr viertes Album auf dem Markt und sie haben ihren Platz neben anderen EBM Bands gefunden.

Der nächste Act auf der großen Bühne ist für ihren Auftritt bereit. Sie beschreiben sich so auf ihrer Page: „Heimataerde steht für HeimataerdeToleranz, religiöse Freiheit und Wahrung der Menschenrechte“. Schnell war der Platz vor der Bühne voll, als die ersten Töne erklungen sind. Was nicht verwundert, denn selbst die, die Band vorher noch nicht kannten werden von ihnen in den Bann gezogen, mit ihrem Aussehen, mit ihrer Musik, mit den gesamten Programm werden sie mitgezogen auf eine Reise in eine andere Zeit, in die Zeit der finsteren Geschichte. 2004 haben sie sich gegründet, zunächst als Studioprojekt, doch die Nachfrage nach Liveauftritten wuchs und so standen sie 2007 beim WGT zum ersten Mal auf der Bühne und begeisterten das Publikum mit ihrer Show.
Seit dem nahmen sie auf zahlreichen Festivals das Publikum auf ihrer Reise mit und zogen es immer wieder in ihren Bann.  Die düstere Mischung aus brachialem Elektro und unüblichen Instrumenten wie Sackpfeifen und Zimbeln wird von der Presse als Mittelalter-Elektro beschrieben, jedoch weist Heimataerde  darauf hin das es weder mit Spielleuten und Jahrmarkt und der  Welt der Kreuzzüge zu tun hat.
Heimataerde lässt ein Pantheon aus Untoten, Templern und Fanatikern aufmarschieren, die vor einer Breughelschen Höllenkulisse im Namen Gottes jedes Verbrechen begehen, dass ihnen zu ihren Zwecken nützlich scheint. Durch dieses finstere Szenario führt der Erzähler Ashlar von Megalon, ein ewiger Wanderer und ein Vampir, auf der Suche nach Antworten und einer verborgenen Wahrheit. Heimataerde lässt keine Remixe von ihren Liedern anfertigen, jedoch arbeiten sie mit Gastkünstlern wie  Alexander „Lex“ Wohnhaas von „Megaherz“ und Martin Engler von „Mono Inc.“ zusammen,  was ihre Musik bereichert.
Heimataerde will sich nicht mit den eingeschränkten Methoden der üblichen Elektro-Darbietung begnügen. Es geht darum, dem Publikum Zugang zu einer Welt zu bieten und mit opernhaften Mitteln auf die Reise in eine finstere Geschichte zu nehmen. Dazu arbeitet die Band neben der musikalischen Darbietung mit schauspielerischen und technischen visuellen Mitteln:  Die Gruppe trägt original nachempfundene Gewänder und Rüstungen aus der Epoche. Waffen, Banner und Kriegsgerät gehören zum Fundus, mit dem Bühnenkämpfe durchgeführt und erzählerische Unterstreichungen angebracht werden.  Heimataerde ist auf jeder Bühne unverwechselbar, ein Erlebnis der besonderen Art und wenn man die Musik später wieder hört ist man sofort wieder diesem Zauber ausgesetzt und hat die gesehenen Bilder wieder vor dem geistigen Auge.
Mit den Eindrücken des ebenen gesehenen wieder zur kleinen Bühne wo nun Aesthetic Perfection ihren Auftritt haben. Die Musik ist im Bereich Aggrotech und Futurepop angesiedelt. Aesthetic Perfection ist ein Elektronik-Musikprojekt, welches 2000 von Daniel Graves in Hollywood gegründet wurde. Neben zahlreichen Remixen haben sie mittlerweile vier Alben auf dem Markt.   „Die Musik dreht sich immer um mich und meine Erlebnisse in dieser Welt. Ich habe kein Interesse daran, politische oder sozialkritische Statements abzugeben. Musik ist das Einzige, worin ich wirklich gut bin, daher ist es das beste Vehikel, um mich selbst auszudrücken“, erklärt Daniel.  
Wo sich die meisten anderen Bands im harten Electro-Segment heutzutage damit begnügen, wie Kopien voneinander zu klingen, haben AESTHETIC PERFECTION keine Angst vor der Provokation, und gehen ihre Musik aus einer anderen TheEternalAfflictRichtung an: der Kombination gegensätzlicher Extreme.

Auf der großen Bühne spielten nun The Eternal Afflict, ein Essener Musikprojekt welches im Jahr 1989 gegründet wurde. Musikalisch beeinflusst von Gruppen   wie Christian Death, Bauhaus oder Virgin Prunes , wo sie zunächst unter dem Namen Romantik Affliction 3 Demo-Tapes veröffentlichten.1991 erschien ihr Debüt-Album „Atroci(-me)ty“ und 1992 ihre Ep  „ (Luminographic) Agony“, auf beiden ist der wohl bekannteste und beliebteste Titel „San Diego“ enthalten, der auch heute noch in vielen Clubs gespielt wird. In den Jahren 1989 bis 1994 war ihre Musik dem Genre Elektrowave zuzuordnen, 1994 kam es auch zur Trennung auf Grund von Unstimmigkeiten. 1998 arbeiteten sie wieder zusammen, und ab 2003 schlugen sie die musikalische Richtung von Elektro ein, in dem Jahr erschien auch ihr Album  „Katharsis“ und ihre CDM „Godless“ zum Wave-Gotik-Treffen, wo sie ebenfalls auftraten.
Man merkte Andre an, dass er sich wohl fühlte, er verkörperte seine Musik und legte sich dann auch bei einem der Songs auf die Bühne, was ihn sympathisch macht.

Für dieses tolles Wochenende war nun der letzte Act auf der kleinen Bühne. Blinde Wut oder Raserei bedeutet im spanischen Rabia Sorda, das Seitenprojekt Eriks von Hocico. Anders als bei Hocico ist die Musik nun ruhiger und melodischer aber trotzdem elektronisch. Die Musik erinnert an die Batcave-Zeit, die Musik Eriks erinnert nun ein wenig an  Alien Sex Fiend, was dem ganzen aber keinen Abbruch tut. Erik ist hauptsächlich mit seinem Projekt Rabia Sorda in Deutschland und den Skandinavischen Ländern beliebt, ein Grund warum man ihn häufig in unseren Breitengraden sehen kann. Textlich geht auch hier Erik auf die sozialen Ungerechtigkeiten in seiner Heimat Mexico ein.

Viel zu schnell verging die Zeit und nun war schon wieder der Headliner auf der großen Bühne dran. Was uns immer noch beeindruckt, das Intro von Camouflage begann und außer der Musik war nichts mehr zu hören, eine Stille seitens des Publikums trat ein und der gesamte Platz vor der Bühne bis hin zu den Ständen war nun gefüllt. Zwei Hits die alle mit dieser Band in Verbindung bringen und die eigentlich kaum jemand nicht kennt sind „The Great Commandment“ und „Love is a Shield“, und die wenigsten wissen das die Band auf stolze 30 Jahre Bandbestehen in diesem Jahr zurückblicken kann und im gleichen Atemzug mit Alphaville und De/Vision zu den erfolgreichsten Synthypop-Bands gehören. 
Oft wurden sie mit Depeche Mode verglichen, was aber nicht richtig ist, zwar sind Depeche Mode Einflüsse vorhanden, jCamouflageedoch ist  Gesang, Arrangement und Songwriting bei Camouflage stets eigenständig und in ihrer melodischen Melancholie nicht minder brillant.
2013 feiert die Band ihr 30-Jähriges Jubiläum und macht nach eigenen Aussagen „Musik aus Spaß“. Voraussichtlich im nächsten Jahr erscheint  ihr neues Album, Neues kann man jetzt schon bei ihren Liveauftritten hören, zum Beispiel der Song „Shine.“
Auf der Kulturbühne waren Forced To Mode, Sixth Comm & Freya Aswynn, eine Modenschau, Widukind, Oberer Totpunkt „unplugged“, Spritual Front, die Kammer, das Leseprojekt Drac Noroc und eine Lesung mit Sara Noxx & Markus Förster. Sarah haben wir noch für ein Foto an der großen Bühne erwischen können, danke Sarah und Widukind haben wir ein wenig gesehen und ein paar Bilder gemacht, da wir meist zwischen großer und kleiner Bühne unterwegs waren.
Was bleibt sind viele schöne Erinnerungen, viele neue Eindrücke, sehr nette Gespräche mit Freunden, und ein bisschen Wehmut, dass die Zeit so schnell vorbeigegangen ist.

Wir sagen ein liebes DANKE an das Team vom NCN für die tolle Arbeit von allen, sei es die Crew, sein es die Technik oder die Ordner, von allen herzlich empfangen, eine dicke Umarmung zum Ende mit dem Versprechen auf das nächste Jahr, und auch Pavel vom Metstand wollen wir noch einmal lieb grüßen, nächstes Jahr nehmen wir uns mehr Zeit für einen Plausch.
Danke  für ein unvergessliches Wochenende und wir  freuen uns schon auf 2014 ,auf das IX. NCN.
(Wahreteufelina)

Viele Bilder vom Festival findet ihr in der Galerie

NCN im Web: http://www.nocturnal-culture-night.de

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