Da soll nochmal einer behaupten, wir Schwarzen wären lichtscheu^^.
Bei bis zu 36 Grad- gespürt 40 Grad bewegten sich Zigtausende Schwarze und Schwarzbunte durch die Straßen von Leipzig und über das Festivalgelände. Und zwar ganz egal, was der Wettergott gerade bescherte.
Im engen Korsett, mit Reifrock (ob da wohl mal ein Ventilator hier und da drunter war?), sogar in Rüstung (!!!) habe ich Besucher des Festivals gesehen.
Sonnenbrille war fast ein Muss, obwohl dadurch die verwegensten Kontaktlinsen verdeckt wurden. Ein Lob auch an die Hersteller der Haarsprayfraktion. Keine der gigantischen Turmfrisuren oder Iros kam ins Wanken.
Ich weiß nicht, ob und wann wir beim WGT solch ein "gutes" Wetter hatten. Diese schweißtreibenden Temperaturen, einhergehend mit sehr hoher Luftfeuchtigkeit, hielt natürlich auch Einzug in die Konzerthallen.
Während die Agra Halle schon einige Stunden benötigte, um schweißtreibend zu werden, war schon das erste Konzert im alten Landratsamt eine Qual.
Bei KLANGSTABIL eigentlich nicht auszuhaltend, konnte man bei SIEBEN tags zuvor noch ruhig dahin träumen und schwitzen. Was Matt Howden alles (alleine) mit seiner Geige machen kann, ist schon faszinierend. Sample um Sample spielt er mit seiner Geige ein, bis ein rundes Gesamtkunstwerk daraus wird zu dem er dann singt. KLANGSTABILs Sänger Boris May legte trotz der Hitze Meter um Meter hin.
Ich glaube er hat nicht fünf Sekunden auf er selben Stelle gestanden ;). Zur Freude der Fans ging dieses Konzert auch extrem lang. Zugabe um Zugabe wurde gefordert und auch eingelöst :D
Auch auf der Parkbühne konnte die Sonne uns Schwarzen nichts anhaben. Schon bei SCHNEEWITTCHEN als Opener war die Parkbühne randvoll :).
Sehr zu meiner Freude konnte die Band in diesem Jahr mal auf einer großen Bühne brillieren, statt nur im kleinen Sixtina (wo sie trotzdem einen Tag später nochmal spielten ;-)).
Soundtechnisch war das WGT 2014 selbst in den kleinsten Location ordentlich. Leider gab es bei APOPTYGMA BERZERK einen Grundbrummton, was die Fans allerdings nicht vom Mitsingen abhielt.
Die Aufbauten waren vorbildlich, wovon sich Rogue von den CRÜIXSHADOWS selbst überzeugte :). Ich glaube, wenn er nicht auf irgendein Gerüst klettern kann, ist das kein gutes Konzert für ihn gewesen^^.
Zu den frühen Stunden fand man sich gern im HeiDo ein. Hier trafen sich wie all die Jahre viele Familien und es entstand eine richtige Deckenwiese mit Wagenburgen aus Kinderwagen und Buggys.
Das scheint sich in den vergangenen Jahren auch nicht geändert zu haben. Ich kann mich noch an unsere ersten Familientreffen in 2003/2004 erinnern. Lang, lang ist es her.
Aber gut zu sehen, das unsere Szene beständig für Nachwuchs sorgt.
Leider war diesmal im Werk 2 kein Konzert. Dafür bot der Kohlrabi Zirkus ein gutes Elektroprogamm am Sonntag. CHROME und SOLITARY EXPERIMENTS sorgten für eine super Stimmung auf die Miss ANNE CLARK gut aufbauen konnte.
Generell finde ich, dass 2014 das Jahr der kleineren, dadurch auch vielschichtigeren Bands war.
Auf anderen Festivals reichen sich seit Jahren immer die gleichen Künstler abwechselt die Klinken in die Hand. Hat man im Jahr zuvor auf Festival A seine Band verpasst, weiß man mit Bestimmtheit, dass man sie ein Jahr später auf Festival B sehen kann. Erleichternd, aber auch vorhersehbarer...
Auf dem WGT ist das anders. Dafür schafft man es nur nicht alles von seiner Wunschliste zu sehen. Da müsste man sich beamen können :)
Ich sehe das WGT allerdings auch nicht als Musik-Marathon. In Leipzig gibt es so viele Dinge und Menschen zu erkunden. Die Szene trifft sich und es werden Meinungen und Ansichten ausgetauscht und- respektiert. Wo hat man das sonst? Selbst am Dienstag nach Pfingsten kann man durch die Stadt schlendern ohne irritierte Blicke zu ernten. Macht das mal im Ruhrgebiet oder Bayern^^.
Das soll nun aber nicht bedeuten, dass die Musik unwichtig ist. Es gibt neues zu erleben und bekanntes, fasziniert erneut.
THE FAIR SEX spielten endlich wieder :D. Myk Jung mittlerweile eher als Autor bekannt legte ein geniales Jubiläumsprogramm hin und holte sich alte Bekannte wie Darrin Huss (Psyche) oder Oswald Henke auf die Bühne.
So wurde aus dem Auftritt ein richtig guter Einstieg für das WGT 2014.
Die CRÜIXSHADOWS hatte ich seit der Geburt von Jennys und Rogues Kind nicht mehr live erlebt. Nun steht seine Frau an den Percussions, es gibt neue Tänzerinnen und die Band ist irgendwie in eine neue Stufe aufgestiegen, weiter gereift.
Ein sehr schöner Auftritt, wenn auch super warm in der Agra...
Von OOMPH war ich wieder einmal äußerst begeistert! Dero ist einfach ein begnadeter Sänger, was man zuletzt bei der Akustik-Zugabe hören konnte.
Da bekommt man richtig Gänsehaut und alles ohne Synthies, Verzerrer oder Kunstblut:p.
Fazit des diesjährigen WGTs: Super Atmosphäre und trotz der schlagenden Hitze keinerlei Stress. Das soll uns ein buntes Festival erst mal nachmachen.
Allen Gerüchten zum Trotz freue ich mich auf das nächste Jahr, wenn Leipzig wieder Treffpunkt der Szene ist.
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