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Das Szenemagazin für
Die Schwarze Familie.

Ob Gothic, EBM, Metal, Rockabilly, Punk oder Folk.
Die schwarze Szene ist mehr als die Summe ihrer Richtungen.
Auch mit Kind sind wir weiter schwarz...

WIR sind die Famile der Szene!

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Zwischen zwei Konzertwochenenden nahm sich Bandvater Michael Sele etwas Zeit mit mir über Band und Familie zu skypen.

DSF: Hallo The Beauty of Gemina! Grüße in die Schweiz :-)!
Herzlichen Glückwunsch zur Wahl der Band des Monats September bei Die-Schwarze-Familie.Net!

Michael: Danke schön!

DSF: Kannst du euch kurz vorstellen und erzählen, was für Aufgaben wer in der Band hat?

IMG 5876Michael: Wir sind ja wieder einmal ein bisschen im Umbruch. Mein Name ist Michael Sele. Ich bin der Urvater von allem. Ich schreibe die Songs im Studio, schon von ersten Album weg.
Ich mache die ganzen Produktionen, die Texte und ich kümmere mich im Wesentlichen um die ganze Musik.
Mit meinem Team überlege ich dann, was wir mit dieser Musik machen, wohin die jeweilige Reise geht, wo wir spielen und mit welchen Partnern wir zusammen arbeiten wollen.
Das läuft mittlerweile wie eine kleine eigene Firma. Die kümmert sich um all diese Belange, die eine Band braucht in der heutigen Zeit.
Mit dabei ist von Anfang an der Schlagzeuger Mac Vinzens. Wir haben die Band eigentlich damals zusammen gegründet. Wir wollten etwas ausprobieren, etwas anderes machen nach der Vorgängerband „Nuuk“.
In den folgenden Jahren waren dann verschiedene Musiker mit dabei. Aktuell am Bass ist Andi Zuber, nun auch schon länger als ein Jahr dabei. Dann seit mehr als zwei Jahren Marco Gassner an der Gitarre. Er hat sich nun allerdings entschieden seinen eigenen Weg zu gehen und sein Studium noch fertig zu machen. Wir haben jetzt genau noch zwei Konzerte zusammen und schauen aktuell, wer seine Position besetzten könnte. Gerade live benötige ich einen guten und versierten Gitarristen der mit uns auf Tour geht und die Konzerte bestreitet.
IMG 5859Das ist The Beauty of Gemina. Wir sind ein spezielles Konstrukt, sicher nicht so die typische Band, die vier Jungs, die sich aus der Schulzeit kennen. Trotzdem glaube ich leben wir so eine Art Bandspirit, wo wir alle Dinge miteinander besprechen. Natürlich fließen auch die Ideen und Spielweisen der Musiker in meine Musik mit ein. Ich bin aber schon der Kopf vom Ganzen. Das hat den Vorteil, dass man stilistische Fragen und klarere Vorgaben besser umsetzen kann.
DSF: Ich habe euch sowohl als Akustikband als auch mit viel harten E-Gitarrenriffs gesehen/gehört. Wie seht ihr euch selber? Habt ihr eine Vorliebe?
M: Eigentlich sind das schon, ich nenn das Mal, zwei unterschiedliche Produkte, die wir präsentieren und anbieten.
Natürlich verschmelzen die beiden Welten immer mehr. Vorlieben ist schwierig. Ich genieße, natürlich bei akustischen Konzerten die Intimität, dass man alles hört. Jeden Ton den man spielt, jedes Wort das man sagt. Dass man dynamischer spielen kann, das mehr Platz ist für Improvisation und Interaktion.
Wir kommen ja ursprünglich auch ein bisschen aus dieser  (Akustik) Welt. Wir sind ja nicht so die Computergeneration, wir haben unsere Instrumente richtig gelernt. Es gab damals auch keine andere Möglichkeit. Es ist schön, dass wieder richtig zeigen zu können.
Bei der Rockvariante ist natürlich die Energie, die Power, die man entwickeln kann, die Größe, die der Sound entwickelt, sehr spannend. Bei Festivals haben wir auch schon mit weiten, sphärischen Sounds gearbeitet, dass möchte ich auch nicht missen.
Die Kunst wird sein, das alles noch ein bisschen mehr zusammenzuführen. Daran arbeite ich gerade. Das nächste  Album könnte das vielleicht auch schon zeigen.
„Ghost Prayers“ war ein erster Schritt in diese Richtung. Das man auch bei der Rock Show mehr Dynamik und Liveelemente mit einbringt. Vielleicht auch mal etwas Improvisation. Wenn man mit Computern spielt ist man immer etwas eingeschränkt, weil der PCnatürlich nicht so interaktiv reagiert .

IMG 5882DSF: Macht es für dich einen Unterschied, wenn du die einzelnen Songs akustisch oder in der Rockvariante spielst? Bekommen die nicht irgendwie eine andere Intention? Das Feeling was rüberkommt ist ja schon recht unterschiedlich.

Michael: Ja, das ist interessant. Die Kunst ist immer, die Intensität, die man erreichen kann.
Es ist immer schön, wenn die Leute auf einmal Gänsehaut bekommen oder einfach emotional durchgeschüttelt werden.
Interessanterweise haben wir oft die Reaktion das gewisse Songs quasi intensiver akustisch wirken, die Texte noch stärker berühren, wenn man sie in reduzierter Weise, also akustisch spielt.
Diese Energie hat nicht immer mit voller Lautstärke zu tun. Auch Stille hat wahnsinnig viel Kraft.
Ich persönlich merke schon bei Akustik Konzerten, dass der Moment extrem zentral ist.
Wie kann ich das jetzt singen, in welcher Stimmung. Bei großen Rock Shows gehen die Nuancen einfach verloren. Das ist zwangsläufig so. Dann muss man das anders umsetzen.
Die Songs erzählen die gleiche Geschichte, aber irgendwie sind sie doch verändert.

DSF:  Dann eine bestimmt schon oft gestellte Frage: Was muss man sich unter der Schönheit von Gemina vorstellen? Eine alte Liebe von dir ?;)

Michael: Ich wollte einen englischen Namen, da ich englisch singe. Aber er sollte nicht so typisch britisch sein.
Gemina war die Muse des Philosophen Plotin gewesen. Ich dachte mir, eine Muse ist immer mit Schönheit verbunden, wobei Schönheit nicht immer „schön“ sein muss. Das kann jeder selber füllen. Das muss nicht im Rosamunde Pilcher Stil sein.
Nehmen wir als Beispiel die Geburt eines Kindes. Das ist nicht „schön“ rein optisch, trotzdem das Schönste was es gibt. Außerdem steckt in Gemina dann auch noch dieser Zwillings Gedanke, das passte dann einfach, da wir industriel harte Musik mit klassischen Themen zusammenbringen. Daraus entstand für mich dann genau der richtige Name für die Musik, diesen Weg den wir nun gehen. Ich kann mich bis heute sehr damit identifizieren.

DSF:  Du erzählst immer, dass die Selbstmordrate in der Schweiz recht hoch sei und eure Musik im Radio nicht gespielt wird. Sind deine Texte so deprimierend? Woher nimmst du die Themen? Ist die Schweiz wirklich sooo bedrückend?

IMG 5898Michael: Wir haben rund 70 Songs geschrieben. Und einer dieser 70 Songs ist „Suicide Landscape“.
Dieser Song war eines der allerersten Stücke, die ich geschrieben habe und handelt tatsächlich über das Thema Suizid. Und wenn wir heute in der Schweiz ein Interview geben, kommt immer „Ach ihr seid doch die Band, die immer über Selbstmord schreibt...“ ^^.
Das muss schon einen Nerv getroffen haben. Und klar sind das dann auch Vorurteile.
Ich habe mich damals stark mit dem Thema befasst, mich hatte das schon interessiert, warum in so einem reichen Land, wo vieles einen so High Standard hat, es trotzdem so viele Suicide gibt?
Und im europäischen Vergleich waren wir tatsächlich sehr hoch. In bestimmten Gegenden in der Schweiz, z.B. da wo ich aufgewachsen bin am Rande der Alpen, ist es sogar noch höher als in den anderen Orten.
Das hat mich dazu gebracht zu glauben, das dies doch mit der Mentalität, dieser Natur, zu tun haben muss. Wobei ich mit Natur nicht die Postkarten/Skigegenden meine, sondern die grauen, trutzigen Berge, wo man ein karges, hartes Leben hat.
- „Shadow Land“, wobei dieser Song so zu verstehen ist, das man nicht aufgeben soll, das es sich lohnt weiterzumachen. Das wurde oft missverständlich interpretiert, von Szenefernen Medien falsch gedeutet.
Wir haben wirklich Radiomails bekommen, dass sie unsere Musik nicht spielen, weil sie denken, dass das schlecht ist. Heute erzähle ich die Geschichte oft mit einem Augenzwinkern auf der Bühne, aber es ist tatsächlich so.
Wir hatten gerade erst am Samstag ein spannendes Konzert in einem Kunstmuseum, da war das Publikum wirklich sehr gemischt. Es kamen Menschen aus der Kunst- und Literaturszene. Man merkte,  dass uns viel weniger Besucher kannten als sonst, obwohl auch unsere Fans schon da waren. Es herrschte eine hohe Erwartungshaltung, vor dem was da kommen würde. Aber jeder Besucher konnte die Energie und die Tiefe unserer Musik spüren und ging später raus mit einem guten Gefühl von Kraft und Energie. Das ist ein bisschen das Geheimnis von The Beauty of Gemina.

DSF:  Ihr seid in den letzten paar Jahren richtig nach oben durchgestartet. Ich finde, man sieht auch, dass du dich (mittlerweile) richtig wohl fühlst auf der Bühne. Bist du eher der zurückhaltende Typ, den es Überwindung kostet auf der Bühne zu stehen, oder brauchtest du nur Zeit zum Warmwerden?

Michael: Ich habe sehr, sehr viel gelernt gerade auf den Touren.
Ich habe gemerkt, dass man ein bisschen offensiver sein muss. In der Schweiz interpretiert man so ein Verhalten oft mit Arroganz. Deswegen machen wir alles tendenziell etwas bescheidener.
Das hat bestimmt auch mit unserer Erziehung zu tun.
Ich habe gelernt, dass es auch anders geht, man laut reden und selbstbewusst sein kann und nicht gleich arrogant sein muss. Klar kommt es immer darauf an, wie man auftritt.
Das war für mich ein Learning und mittlerweile mache ich das auch gerne. Ich versuche immer noch ich selbst zu sein.
Als Band muss man auch lernen, dass nicht bei jedem Song mitgeklatscht werden muss. Es kann den Leuten auch so gefallen.
Ich denke, die Mischung macht es aus. Ich bin schon zurückhaltender, aber ich genieße auch die Bühne und ich möchte schon, dass man mich wahrnimmt und erkennt.
Und wenn du weißt, da sind viele Fans im Publikum, die 100% hinter dir stehen, gibt das dir natürlich auch Power und macht dich sicherer.

DSF:  Eure Fangemeinde ist ja sehr aktiv. Die "Shadowdancer" folgen euch zu allen Auftritten. Wie fühlt man sich mit so einer starken Fan Base?

Michael: Wir sind eineIMG 4167 sehr beständige, verlässliche Band. Klar, wir hatten Wechsel, aber die Songs bleiben dieselben. Wir bringen regelmäßig Alben raus, sind auf Festivals. Das gibt Halt. Wir haben in vielen Ländern kleine Fangruppierungen, ich sag mal Communities. Die werden größer und wachsen. Das sind feine Menschen, Persönlichkeiten und ein bisschen Gourmets. Das Feedback das wir bekommen ist sehr groß. Wir haben bisher in 15 Ländern gespielt und überall haben wir Fans, die sich freuen, dass wir kommen.

DSF:  Bei DSF geht es ja vor allem um unsere Eltern-Community. Deshalb nun ein paar familiäre Fragen. Hast du selber Kinder? Von Marco weiß ich, dass er einen Sohn hat.
Michael:  Ja, ich habe auch zwei Kinder. Die sind noch relativ klein. Ich halte die beiden auch ein bisschen raus. Ich mache keine Homestories oder solche Sachen.
Das Leben in der Familie bedeutet mir sehr viel und gibt mir Kraft. Die Kinder sind ein Geschenk.
Ich schaue, dass ich bei Touren oder Konzerten nicht zulange am Stück weg bin.
Das ist so eine wertvolle Zeit und die versuche ich auch wahrzunehmen.
Es braucht viel Kraft, aber es hat auch seine extremen Glücksmomente. Das versteht man auch erst, wenn man eine eigene Familie hat. Mein Sohn, gerade 8 Jahre geworden, war jetzt das erste Mal auf einem Konzert mit dabei und ist natürlich ein Riesenfan vom Papa.
Es ist schön, wenn die Familie auch mal mit dabei sein kann. Das ist mir schon wichtig. Das ist ein Teil vom Leben und das kann man nicht komplett trennen. Natürlich versuche ich die Kinder zu schützen, vor Fans oder negativer Kritik, das könnten sie ja gar nicht einschätzen in dem Alter.

DSF: Wie verbindest du das Familienleben mit dem Künstler Dasein? Ihr seid ja viel auf Tour und unterwegs. Träg das alles deine Frau? Oder hast du noch andere Unterstützung?
Michael: Ich bin froh, dass ich eine Frau habe, die mir den Rücken freihält und alles sehr unterstützt. Es muss natürlich auch Vertrauen da sein. Das Problem ist halt, wenn du in Warschau ein Konzert spielst, kannst du nicht am Nachmittag losfahren und bist am Abend wieder zuhause. Das sind dann drei Tage. Das summiert sich natürlich. Oder jetzt das NCN. Das geht von Freitag bis Sonntag. Wir sind aber auch nicht einen ganzen Monat on the road. Da schau ich schon. Das will ich auch nicht. Das wäre für mich kein Thema.
DSF:  Du hast gesagt, dass dein Sohn schon sehr musikalisch ist und dich auch als Vorbild hat.
Was wäre denn, wenn er so mit 13-15 in der Pubertät mehr Richtung Hip- Hop oder Schlager gehen würde? Würdest du auch das unterstützen oder dir eher die Haare raufen?
Michael: Ich denke schon. Ich bin ja Musikfan. Ich höre sehr, sehr viel verschiedene Musikarten. Das wichtigste für mich ist eigentlich wie beim Essen die Qualität. Dass er die Qualität zwischen Dumpfbacken-Hip-Hop und gut gemachtem Hip- Hop erkennt. Das wäre mein Ziel. Und das geht nur über das Vorleben.

DSF: Da hast du aber wirklich schon viel geschafft, wenn das dabei rauskommt ;-)

Michael: Das ist ja bei allem so. Was isst man, was liest man… was man denkt. Das können wir nur vorleben.
Wie man kocht, was man kocht. Ich denke, das prägt die Kinder schon. Klar werden sie ihre eigenen Wege suchen. Auch bei den Instrumenten. Ich habe sehr viele Instrumente hier. Die stell ich bewusst auf und manchmal nimmt er die Gitarre oder setzt sich mal ans Klavier. Ich mach da jetzt gar keinen Druck. Das Instrument findet den Musiker und dann schauen wir mal.  IMG 5838

DSF:  Was sind deiner Meinung nach die drei wichtigsten Werte die man derzeit Kindern weitergeben muss?

Michael: So im Kontext mit der ganzen Flüchtlingsdiskussion derzeit würde ich Respekt sagen, wie gehen wir miteinander um? Das kann man vorleben und drüber reden.
Dann Toleranz. Ich weiß, das klingt so pauschal und abgedroschen, aber das trifft halt schon den Kern.
Und als drittes steht für mich die Liebe, wobei die Liebe eigentlich über allem steht.
Diese drei Werte wären es, so aus dem Bauch heraus. Wobei es schon sehr große Begriffe sind, die zugleich ganz kleine Urbegriffe sein können.
Immer vorleben, machen, in den Konflikt gehen, dass man auch den Unterscheid merkt. Dazu braucht es auch manchmal Streit.

DSF: Ja, Liebe kommt nicht ohne Streit aus.

Michael:  Das gehört einfach dazu. Dann kann man sich auch wieder versöhnen. Das ist etwas schönes :), wenn man sich wieder versöhnen kann…

DSF: Da sagst du was. Perfekte Schlussworte.
Wir sehen uns am Samstag um 19:00 Uhr am Stand in Deutzen :)

Bilder von der Aktion bei uns am Stand auf dem Blackfield Festival findet ihr in der Galerie -> Band Feature

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