Nach einer kreativen Pause hat sich Mic Jogwer entschlossen, das Konzept der Band auf das Wesentliche zu reduzieren.
Als Trio starten die Band nun voll durch und legt mit der neuen CD, die im April erscheint ein kraftvolles Album vor.
Ein guter Zeitpunkt ein Interview mit Sänger und Texter Mic zu führen.
DSF: Hallo Pink Turns Blue und herzlichen Glückwunsch zur Wahl der Band des Monats April bei Die-Schwarze-Familie.Net!
Mic: Große Ehre! Danke!
DSF: Ihr seid ja nun wirklich schon lange in der Szene, aber da es immer wieder Jung-Goths gibt, könnt ihr einen kurzen Einblick in euren Werdegang geben?
Seid wann seid ihr aktiv, wer macht was bei Pink Turns Blue?
Mic: Pink Turns Blue gibt es jetzt seit 1987. Also schon länger als die deutsche Gothic Scene. Früher gab es nur Punk und Wave und Indie/Alternative.
Wir sind mit Philipp Boa und Element Of Crime von Uni-Konzert zu Uni-Konzert gezogen und „durften“ mit New Model Army, Nina Hagen und Laibach auf Tour gehen. Bands wie Siouxsie und Sisters und Nick Cave waren noch nicht Goth Rock sondern „alternative“. Wir trugen schlichtes schwarz, weil Underground. Wir waren mit unseren Hits im normalen Fernsehen (WDR Rocknacht, einigen Jugendsendungen) und MTV. Eigentlich alle Radiosender spielten unsere Hits wie Walking On Both Sides und Touch The Skies. Zwischendurch waren wir in England, später haben wir pausiert.
Um 2003 gab es eine Wiedergeburt mit neuen Bandmitgliedern und frischem Sound.
Ist uns wichtig, uns einerseits treu zu bleiben aber immer wieder einen frischen Anstrich, eine lebendige und zeitgemäße Komponente zu entwickeln. Bloß nicht stehenbleiben.
Das wäre für uns das Gegenteil von Kreativität. Und dafür machen wir es doch. Aktuell sind wir wieder zu dritt.
Es gibt eine große Sehnsucht nach authentischem und minimalen. Ruebi Walter als alter Wegbegleiter am Bass/Keyboards, Paul Richter als Neuzugang an den Drums und ich, Mic Jogwer singe und spiele Gitarre.
DSF: Wie würdest du eure Music beschreiben? Hat sich viel verändert im Laufe der Jahre?
Mic: Offiziell heißt es wohl Post-Punk, was soviel bedeutet wie Punk mit Harmonien und hintergründigen Texten. Auch wird behauptet, dass wir mit unserem Album „Meta“ in Deutschland den Dark Wave begründet haben.
Am Ende ist es eine melancholische und atmosphärische Gitarrenband. Zwischendurch haben wir auch mal mit Drum-Maschine gearbeitet (AERDT) aber auf der Bühne ist uns das zu tot. Da fühlt man sich wie ein Playback-Schlager-Fuzzi oder eine Boygroup die zum Playback mimt.
DSF: Eure neue CD "The AERDT - Untold Stories" wird im April veröffentlicht. Eine lange Zeit Wartezeit seit 2005. Was sind eure "Untold Stories"?
Mic: Ich erkläre sehr ungerne meine Musik. Deshalb mache ich sie ja. Alle meine Gefühle, Gedanken, meine Seele kann man hören und wenn man mag die Texte lesen.
Ich bin mir sicher, dass die meisten weit mehr daraus entnehmen können als aus meinen Versuchen, dass in Worte zu fassen.
DSF: Wie entsteht ein typischer Pink Turns Blue Song? Hast du zuerst die Geschichte im Kopf oder die Musik?
Mic: Eher die Musik aber fast gleichzeitig. Also ich spiele Gitarre oder Klavier und singe dazu. Ich nehme es auf und suche beim Anhören nach offensichtlichen oder verborgenen Geschichte.
Der Text, der Gesang und der Rest werden dann ergänzt, korrigiert, umgebaut, bis es sich gut anfühlt.
DSF: Was sind eure Pläne für 2016? Ich habe gelesen, dass ihr auch auf dem 25 WGT seid? Wird es noch andere Konzerte/Ferstivals geben in Deutschland?
Mic: Eigentlich wollte ich nicht mehr live auftreten. Jetzt haben wir 10 neue Songs und die wollen mal aufgeführt werden.
Wenn es Spaß macht, es sich gut anfühlt, machen wir vielleicht mehr. Mal sehen wie es sich entwickelt.
DSF: Wie siehst du die Entwicklung der Musik in der Szene?
Mic: Das muss ein Journalist beantworten. Ich persönlich orientiere mich musikalisch außerhalb der Szene.
Mache meine Lieder, meinen Sound und gucke, wem es gefällt.Ich glaube auch, dass es einer Band nicht zusteht, über andere Bands zu urteilen.
DSF: Bei DSF geht es ja vor allem um unsere Eltern-Community. Deshalb nun ein paar familiäre Fragen.
Hat einer der Bandmitglieder Kinder oder Neffen/Nichten?
Mic: Nur ich. 3 Töchter, 21, 16 und 16. Und eine Nichte, 13. Nur Frauen! Und zwei Katzen. Ein schwarzer Kater. Neben mir der einzige schwarze in der Familie!
DSF: Mögen die Kinder die Musik von Pink Turns Blue? Oder was hören sie?
Mic: Sie hören Drum & Bass (die älteste) und die 16 jährigen eher deutschsprachigen HipHop mit lustigen Texten. Sie alle können mit PINK TURNS BLUE nichts anfangen.
DSF: Was sind deiner Meinung nach die drei wichtigsten Werte die man derzeit Kindern weitergeben muss?
Mic: Oh Gott! Ich glaube das wichtigste ist Respekt. Vor allem davor, dass jeder sehr individuelle Bedürfnisse hat.
Und als zweites Rücksicht, dass man dem anderen eben diese Bedürfnisse ohne Wertung oder Kommentar zugesteht.
Und als drittes Achtsamkeit, dass man andere beim Verwirklichen der eigenen Bedürfnisse nicht über deren Befürnisse und Gefühle rübertrampelt oder gar verletzt. Was dann in der Famile funktioniert kann man dann vielleicht auf die große Welt übertragen. Möglichst oft.
DSF: Unsere Szene strotzt ja vor Nachwuchs. Auf dem WGT konnte man sehr viele Kinderwagen und Teenies sehen. Wie findest du die Kombination von Szene und Familienleben?
Mic: Das kommt auf die Definition von Szene an. Ich denke die Gothic-Szene ist keine „eigentliche“ Szene mehr. Das war sie 1990. Jetzt ist es eine Community, eher ein globales Dorf gleichgesinnter, die sich über Mode, Themen, Events und Codes ihre Zugehörigkeit ausdrücken. So wie Sportfans, Hobbygärtner und Dauercamper. Eine Szene hat für mich einen Veränderungsanspruch, sie rüttelt am etablierten mit viel Kraft, neuer Musik, neuen Drogen. Die Gothic Szene ist verteidigt den Stillstand und betoniert Klischees. Das wird dann generationenübergreifend.
DSF: Wie koordiniert du das Musikerleben mit dem Familienleben?
Mic: Die sind schon so groß, dass sie froh sind wenn ich nicht zuhause bin ;-)
DSF: Wer sang die Einschlaflieder bei euch?
Mic: Es gab Gutenachtgeschichten von mir und Einschlaflieder von der Mama.
DSF: Und zu guter letzt: Möchtest du ein paar direkte Worte an unsere Leser richten?
Mic: Lasst uns die Welt ruhig noch ein bisschen besser machen. Auch wenn Familenpflichten viel Kraft kosten. Alles liebe, Mic
DSF: Vielen Dank für das Interview!