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Das Szenemagazin für
Die Schwarze Familie.

Ob Gothic, EBM, Metal, Rockabilly, Punk oder Folk.
Die schwarze Szene ist mehr als die Summe ihrer Richtungen.
Auch mit Kind sind wir weiter schwarz...

WIR sind die Famile der Szene!

mcswWie es scheint, ist 2017 ein Jahr voller Highlights für die Band aus dem Ruhrgebiet, also ganz um die Ecke von DSF.
Die neue Single liegt gut in den Charts und es gibt viele Auftritte z.B. mit Clan of Xymox und auf dem Autumn Moon Festival.
Ein guter Grund die Band mal genauer vorzustellen.

DSF: Hallo microClocks und herzlichen Glückwunsch zur Wahl der Band des Monats Mai 2017 bei Die‐Schwarze‐ Familie.Net!

JT: Vielen Dank! Es ist uns eine Ehre! Besonders im Hinblick darauf, dass wir selbst (fast) alle frisch gebackene Familienväter sind...

DSF: Könnt ihr euch kurz vorstellen und sagen, wer für was in der Band zuständig ist?

JT: Ich übernehme das mal für alle! Die Live‐Band besteht derzeit aus Marc Dorman, seines Zeichens Gitarrist, Stevie Jay an den Keyboards und meiner Wenigkeit am Mikrofon.
Daniel "Butcher" Stieber, über 2 Jahre festes Mitglied der Band, stieg Ende des letzten Jahres offiziell aus, unterstützt uns aber weiterhin an den Drums bis wir einen adäquaten Nachfolger gefunden haben... was sich schwieriger als erwartet gestaltet.

DSF:Was verbirgt sich hinter dem Namen "microClocks"?

JT: Oha, gut dass Du fragst! Ich dachte schon, ich würde dieses Geheimnis mit ins Grab nehmen!
Dann bereite Dich mal auf eine Wahnsinns‐Story vor! Zutiefst emotional, extrem mitreißend und Generationen umspannend!
Sie nimmt genau genommen ihren Anfang im österreich‐ungarischen Budapest im Jahre 1903, denn dort wurde er geboren, der Mann, dessen technische Errungenschaften Pate standen für den Namen dieser Band.
Seine wissenschaftlichen Arbeiten führten zu einer technischen Revolution. Und die Geschichte der Band microClocks lässt sich kaum erzählen ohne die Geschichte dieses Mannes zu würdigen, eines Mannes dessen wissenschaftliche Arbeit und eiserner Wille für unsere Band eine ebenso große Rolle spielen, wie einige schicksalhafte Zufallsbegegnungen in seinem Leben.

mc1Also Taschentücher raus, es geht los! microClocks ist...
Oh Mann, ich kann es kaum formulieren, ohne dass mir die Tränen kommen... also nochmal! Ich reiß mich zusammen!

In den Anfangstagen meines Musikschaffens, noch von postpubertären Pickeln übersät, war ich alleine mit meinem Rechner und zwei Synthies, für die ich mir das Geld von Oma zusammengeschnorrt und auch einen großen Batzen meines
Zivi‐Entlassungsgeld auf den Tisch gelegt habe.
Damals also gab es nur diese tote, lieblose Technik und mich. Keine besserwissenden Mitmusiker, keine basisdemokratischen Grundsatzentscheidungen im Proberaum, keine stundenlangen Diskussionen über die Länge des nächsten Solos... Nur ich und die Technik!
Mensch gegen Maschine!

Na, sehe ich da eine Träne, oder ist Dir nur was ins Auge geflogen...?!
Ich mach trotzdem weiter! Hat ja auch für mich quasi eine therapeutische Wirkung...
In dieser Zeit also, in welcher der Solidaritätszuschlag noch voller mehrheitlichen Wohlwollens vom Lohn abgezogen wurde, brauchte das frisch geborene geistige Kind einen Namen.
Und da es ein Maschinenkind war, entschied ich mich, es microClocks zu nennen, wohlwissend, dass dies die Bezeichnung für eines der wichtigsten Bauteile eines Rechners mit Von‐Neumann‐Architektur ist.
Es ist, wenn man so will, also nicht allein mein Baby... durch die Zeiten sandte dieser österreichisch‐ungarische Wissenschaftler einen Namen, auf dass es nun im Hier und Jetzt eine Musikkapelle gibt, die sein Andenken in Ehren hält!

Ich habe John nie kennen gelernt, aber ich glaube, er wäre genauso stolz, wie wir es jetzt sind! *Schnief*

Na, ist das Storytelling?! Uns wurde nämlich gesagt, wir sollten mehr mit den Emotionen unserer Hörer und Fans arbeiten, Gefühle wecken, Projektionsflächen schaffen... Ich hoffe, das klappt bis jetzt!

DSF: Das war seeeehr ausführlich und absolut mitreißend ;-) *schnief*.
Wie würdest du eure Musik beschreiben?

JT: Ich werde hier nicht den Fehler begehen und für eure Leser, unsere potentiellen neuen Fans, eine Schublade aufmachen!
Das machen andere viel lieber als ich... und eigentlich hat nie einer wirklich recht.
Lass es mich versuchen zu beschreiben, wie man etwa einem Blinden eine Farbe oder einem Mikrosmaten einen Duft beschreiben wollte: Es ist eine Art von zeitgemäßer Rockmusik, mit zumeist verzerrten Gitarren, knarzenden und jauchzenden Synthies und knallenden Drums. In erster Linie kopfgedacht und handgemacht, mit Anleihen im Pop und dem Zusatz einigen elektronischen Geschwurbels. Mal brachial und bombastisch, mal filigran und wehmütig... stets darauf bedacht, zwar komplex und nicht allzu eintönig, dabei aber immer eingängig und hörbar zu bleiben, ohne sich zu sehr anzubiedern.

Na, weißt Du jetzt mehr?! Hihi... ich würde vorschlagen: Jeder hört es sich selbst an und entscheidet, welche Schublade in seinem Oberstübchen noch nicht beschriftet ist!

mc3DSF: Ihr habt seit 2006 zwei EPs, drei Longplayer und zuletzt im Februar 2017 eure Single "Life is grim" herausgebracht. Nun geht es mächtig auf die Bühne als Support von Clan of Xymox und dann beim Autumn Moon.
Es läuft, oder?

JT: Joa, könnte schlimmer sein! Den Helene‐Fischer‐Tour‐Support haben wir allerdings abgelehnt! Aber nur, weil das wieder mal einer dieser unsäglichen Buy‐On‐Deals gewesen wäre, bei dem wir für jede Support‐Show hätten zuzahlen müssen und am Ende noch weniger Geld in der Tasche gehabt hätten als jetzt schon! Aber trotzdem... die Entscheidung ist uns nicht leicht gefallen!

DSF: Wie entstehen eigentlich eure Songs? Gibt es da zuerst ein Thema oder die Musik?

JT: Das ist tatsächlich sehr unterschiedlich, kaum planbar oder vorhersehbar.
Manchmal sitze ich alleine (weinend) am Rechner im Proberaum und versuche durch die Tränen blinzelnd einen zuvor verfassten Text in Harmonien zu kleiden. Das klappt mal gut, mal gar nicht. Manchmal kommt auch Marc mit seiner Gitarre und hat ein paar coole Licks und Riffs, oder auch schon ganze Arrangements auf denen wir dann aufbauen...
Stevie kommt sehr oft relativ spät ins Spiel und bringt dann wieder alles durcheinander. Die Drums werden in dieser frühen Phase dann erstmal programmiert, verändert, noch mal angepasst und verworfen... irgendwann hat man aber das Gefühl, das passt jetzt und man spielt den Song ein erstes Mal komplett als Band... und denkt erstmal: Auweia! Aber nach vier, fünf mal spielen und redigieren hat man ein Gefühl dafür, wie der Song am Ende klingen könnte und macht sich daran, alles ins Reine zu spielen und aufzunehmen.

DSF: Bei DSF geht es ja vor allem um unsere Eltern‐Community. Deshalb nun ein paar familiäre Fragen. Habt ihr eigene Kinder oder Nichten und Neffen?

JT: Also ich habe beides! Einer meiner Brüder hat Zwillinge, Mädchen! Beide momentan in der wohl schlimmsten Phase des Lebens: Fast 18!
Und für zwei andere mittlerweile nicht mehr ganz so kleine junge Damen bin ich seit deren Geburt auch so etwas wie ein Onkel...

Ich selbst bin seit fast drei Jahren Papa einer süßen, rothaarigen Lotta und vor etwa anderthalb Jahren kam dann der freche, rothaarige Emil dazu.
Auch wenn das Elterndasein viel mit Verzicht und Umstellung, Organisation und manchmal Ärger zu tun hat: Ich kann und will mir ein Leben ohne die beiden gar nicht mehr vorstellen!

DSF: Kennen die Kids eure Musik? Haben sie euch schon einmal live erlebt?

JT: Also meine Frau habe ich ja tatsächlich durch die Musik kennen gelernt! Sie vor der Bühne, auf ihre Lieblingsband „Mesh“ wartend, ich auf der Bühne im Vorprogramm...
Dann bei der Aftershow‐Party sind wir ins Gespräch gekommen und was auch immer da passiert ist, mündete auf den Tag genau ein Jahr später in einer Hochzeit, zwei süßen Kindern, einem Haus mit Garten und allem, was so richtig schön spießig ist!
Und zumindest Lotta weiß auch, was der Papa macht! Immerhin hat sie noch vor ihrer Geburt ihr eigenes Lied bekommen!
Sie mag die meisten Songs der Papamusik, aber ihr Song macht etwas mit ihr... Während sie bei den meisten anderen Songs den Finger in der Luft schwingt und wildeste Verrenkungen macht, wird sie jedes Mal, wenn sie ihren Song hört, ganz andächtig, leise und lauscht und schnuffelt...!

DSF: Was sind deiner Meinung nach die drei wichtigsten Werte die man derzeit Kindern weitergeben sollte?

JT: Klar, alles vom Kaliber „Hör niemals auf zu träumen“, „Lernen ist wie Rudern gegen den Strom – sobald man aufhört, treibt man zurück“ und so ist wichtig!
Aber ich sag es mal aus meiner derzeitigen Perspektive:

1. Nimm das bitte nicht in den Mund!

2. Hör auf, Deine Schwester zu schlagen!

3. Leg das weg, das ist kein Spielzeug!

DSF: Ja, das klingt bekannt und ist auch viel stimmiger als "Weltfrieden" ;-)
Wie seht ihr die Entwicklung in unserer Szene? Sind wir "gut" für unsere Kinder oder haben wir zuviele nicht normgerechte Gedanken?

JT: Ich bin ja ehrlich: Ich bin kein allzu aktives Mitglied dieser Szene!
Ich bin zwar immer wieder fasziniert von der Vielfältigkeit gerade in Bezug auf die Musik und auch die Friedfertigkeit, mit der die meisten Events ablaufen, finde ich sensationell!
Und dann neben all dem „normalen“ Schwarz, mit Kajal und Theaterschminke tauchen dann auf den Festivals Kostüme auf, die siehst Du vielleicht noch zu Karneval in Venedig...
mc2Also ich mag das, auch wenn ich selbst nicht ganz so verrückt bin! Mir steht schwarz zwar auch ganz gut, macht nen schlanken Fuß, aber um die Frage vorwegzunehmen, warum wir uns dann überhaupt in dieser Szene bewegen: Ich habe keine wirkliche Erklärung dafür!
Es ist einfach passiert! Die Musik die wir machen scheint wohl so etwas wie ein Kompromiss der Szene‐ Extreme zu sein.
Auf der einen Seite elektronisch und auf der anderen Seite rockig... Dann sprang mit Olaf Sprick und WOD ein Booker darauf an, der sich in eben dieser Szene bewegt und „Echozone“, unser Label für das aktuelle Album, ist ja auch kein unbeschriebenes Blatt in der Szene! Dann noch während der Produktion mit ein paar Namen wie Olaf Wollschläger (Mesh, And One, De/Vision), Josè Alvarez‐Brill (Unheilig und Co.) oder „Lord Of The Lost“ zusammen gearbeitet... und plötzlich ist man mitten drin inne Szene!
Und um zurück zu Deiner Frage zu kommen: ich bin mir nicht sicher, was Du mit „nicht normgerechte“ Gedanken meinst.
Denn auch wenn bei all der Fassade meistens auch diese gewisse Punk‐Attitüde mitschwingt, gegen Konventionen zu verstoßen, sich abzugrenzen und das Anderssein als Lebenseinstellung zu zelebrieren, so habe ich die meisten als ganz normale Menschen kennengelernt! Mit normalen Jobs, mit süßen Familien und Kindern, mit Urlaubsfotos aus Mallorca... und oft genug mit Ansichten, die sich nicht nur um das nächste iPhone, das bessere Auto oder die geilsten Selfies drehen. Und um es abzuschließen: Psychos und Bekloppte gibt es überall – oft genug unter vermeintlich „normalen“ Menschen! Und es sind in meinen Augen eher genau diese Normalos, die nicht gut für Kinder sind!

DSF: Und zu guter letzt: Möchtet ihr ein paar direkte Worte an unsere Leser richten?

JT: Ich freue mich, dass wir in der schwarzen Szene offenbar einen sicheren Hafen gefunden haben! Oder um es mit Tom Gerhard zu sagen: „Endlisch mal normale Leute!“. Vielen Dank!

DSF: Ich habe zu danken für das sehr kurzweilige Interview. Bis bald in Oberhausen!

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