Schon 2009 waren reADJUST bei GFN auf dem Szenemarkt gewesen und haben ihr Können unter Beweis gestellt und das sogar für ganz umsonst. Nun, vier Jahre später, ist die Band der Headliner des RSE Festivals am 24.05.2013 im Kulttempel Oberhausen. Zeit mal etwas tiefer gehende Fragen zu stellen...
DSF: Hi Jay!Willkommen als Band des Monats! Wir kennen uns ja schon seit einigen Jahren, aber bitte stelle deine Band nochmal im einzelnen vor, wer seid ihr, woher kommt ihr, was wollt ihr ;)
Jay: Danke für die Wahl :)
reADJUST gibt es sei 2002 und war zunächst eigentlich nur als eine Art "Spaßprojekt" gedacht. Irgendwann so um 2003 rum habe ich dann einmal einige Songs auf MP3.de (welches es ja leider nicht mehr gibt) hochgeladen und dort überraschend gutes Feedback bekommen. Das hat mir dann die Motivation auf mehr gegeben und ich habe mich intensiver mit reADJUST befasst und versucht, mich stets zu verbessern und an einem eigenständigen Sound zu basteln. Als dann der erste Song (Hard to Die) in einem lokalen Club lief und die Tanzfläche gut gefüllt war, hatte ich dann endgültig das Streben nach mehr in mir. Seit dem geht es ständig aufwärts und es macht auch nach über 11 Jahren noch verdammt viel Spaß. Aktuell besteht die Band aus Tommes (Synthies, Songwriting, Webdesign), Thomas (Live-Keyboarder) und natürlich mir, Jay. Ich bin als Frontmann für die Vocals, die Songtexte, das Songwriting und alle anderen administrativen Aufgaben zuständig. Tommes und ich sind beide aus NRW, während Thomas aus dem hohen Norden des Landes stammt. Unser Anspruch ist es, die eigenen musikalischen Vorlieben zu vereinen und den Leuten mit unserer Musik viel Freude zu bereiten. Zudem wollen wir uns ständig weiter entwickeln, was wir ja auch mit unserem Motto "We want to proceed" ausdrücken ;)
DSF: Musiktechnisch geht es bei reEADJUST in welche Richtung? Auf eurer Homepage steht was von "Melodic Body Electro", also macht ihr MBE statt EBM??
Jay: Wie ich ja bereits sagte, vereinen wir unsere musikalischen Vorlieben in unseren Songs. Wir sehen unsere persänlichen musikalischen Wurzeln im EBM und dem klassischen Dark Electro. Die Melodien und die Eingängigkeit der Songs sind uns auch sehr wichtig. Der "Melodic Body Electro" ist daher die logische Folge. Da wir auch immer wieder nach dem Musikstil gefragt werden, haben wir uns einfach dann für diese Bezeichnung entschieden. Generell wollten wir aber keine neue Musikrichtung definieren. Es ist lediglich eine Umschreibung unserer Musik.
DSF: Seit eurer Gründung in 2002 sind 11 Jahre vergangen. Es hat sich viel getan in der Zeit. Hat der Wechsel in der Band die Richtung geändert?
Nutzt ihr die "neuen Ideen" der Bandmitglieder oder herrscht eher eine Diktatur in der Band ;)?
Jay: Natürlich hat es einige Zeit gedauert, bis wir unseren jetzigen Stil gefunden haben und wir werden diesen auch weiter fortführen. reADJUST hatte in der Vergangenheit auch diverse Bandmitglieder, wovon jeder auf seine Weise den Sound der jeweiligen Zeit mit geprägt hat. War der Sound zu Beginn 2002 noch recht experimentell, entwickelte er sich um 2005 eher zum Synthie-Pop, bevor dann über Electro-Rock, Dark Electro mit starken Trance Einflüssen 2009 zum jetzigen Sound wurde. Jedes Bandmitglied bringt seine eigenen Ideen und Vorlieben natürlich mit ein. Es herrscht ein reger Ideenaustausch bei uns und alle Mitgleider arbeiten gemeinsam an den Songs. Natürlich gilt das auch für die Auswahl der Songs, die auf eine CD sollen. Ich bin definitiv ein Verfechter von Demokratie innerhalb einer Band ;)
DSF: Ich weiss, dass du dich oft kritisch über die Geldmaschinerie Musik & Bands äußerst, die statt gute Musik nur den schnellen Euro im Sinn hat. Was macht einen guten Musiker in diesen digitalen, schnellen Zeiten aus?
Jay: Also ob guter oder schlechter Musiker hat mit dem "schnellen Euro" ja nichts zu tun. Es geht einzig und allein darum, dass einige sich selbst nicht treu sind, sich verkaufen, ausnutzen lassen und sogar äffentlich ihre Fans diffamieren. Fachlich-kompetent sind im Grunde eigentlich alle Musiker und ich habe sogar vor vielen großen Respekt. Davon ab habe ich Vorlieben und Abneigungen, was ich auch nicht mit gut oder schlecht umschreiben mag. Wenn mir eine Band von der Musik her nicht gefällt, hat das nur was mit einer subjektiven Sichtweise zu tun und stellt definitiv keine Beurteilung des Kännens dar!
DSF: Wie siehst du die Zukunft der Musikindustrie bzw. der Mäglichkeiten für Bands Erfolg zu haben? Hat man es leichter durch die digitalen Portale/Netzwerke? Oder hilft immer nur der Deal mit dem Teufel in Form eines TV-Kanals?
Jay: Man muss da schon Differenzieren. Was sind die eigenen Ansprüche? Welche Art von Musik will ich machen? Welche Härer will ich damit erreichen? Für den ganz großen Kommerz bleibt einem nur "der Deal mit dem Teufel", wie Du es so schän formuliert hast und das bedingungslose produzieren von massentauglicher Musik. Aber man hat auch durch das Internet heutzutage die Mäglichkeit, sich ein gewisses Standing aufzubauen. Man muss es nur richtig angehen, etwas Geld investieren und auch viel Zeit und Geduld haben.
DSF: Im März 2012 habt ihr eure Jubiläums-CD "Alive" zum 10jährigen herausgebracht. Auf der CD sind einige Re-Mixe von anderen Bands. Wie wichtig ist euch der Zusammenhalt in der Szene (unter den Musikern)?
Ihr macht ja viel mit Bands, die ja auch schon bei GFN Band des Monats waren...
Jay: Das Zusammenarbeiten mit anderen Bands ist mir/uns sehr wichtig! Man kann unter Umständen voneinander viel lernen und sich zudem auch eine Art Netzwerk aufbauen. Davon ab ist es immer schän, sich bei Konzerten dann zu treffen und vielleicht sogar gemeinsam auf der Bühne zu stehen. Zudem verbinden uns mit einigen Bands Freundschaften, weil man sich gegenseitig schon jahrelang kennt und man auch oft vor den selben Problemen steht. Früher war der Zusammenhalt unter Musikern aber bedeutend gräßer als heute. Das würde ich gerne ändern und versuche einfach, meinen Teil durch diese Kooperationen für Remixe dazu beizutragen.
DSF: Passend zur Vorfrage findet am 24.5.2013 in Oberhausen im Kulttempel das erste RSE Festival statt. Ihr seid der Headliner an diesem Abend.
Magst du uns was dazu erzählen? Wie kam es dazu? In welchem Bezug steht ihr zu den anderen Bands?
Jay: Auf dieses Event freuen wir uns sehr! Es ist endlich mal eine Veranstaltung, bei der alles mit viel Enthusiasmus, Einsatz, Herz und Idealismus realisiert wird und man sich dabei auf das Wesentliche konzentriert: nämlich aufstrebenden Bands eine Platform zu bieten, ohne dafür horrende Beträge von den Teilnehmern zu verlangen. Initiator Guido Kinnigkeit von Radio Schwarzer Engel und Peter Jurjahn, Besitzer vom Kulttempel muss man dafür einen großen Dank aussprechen und viel Respekt zollen! Das wir an dem Abend Headliner sein dürfen, ehrt uns wirklich! Denn auch Bands wie ENTER AND FALL oder BETAMORPHOSE hätten diese Ehre definitiv verdient. Achtung: letzte Aussage begründet sich auf meinen persänlichen Geschmack ;) Im Grunde hätte eigentlich jeder Musiker mal die Chance verdient sich zur "Prime-Time" zu präsentieren!!
Der Initiator der Veranstaltung hatte via Facebook einfach einen Aufruf gestartet und wir haben uns darauf sofort gemeldet. Wir waren natürlich sehr froh, als wir die Zusage bekommen haben. Immerhin gab es ja sehr viele Anfragen. Was den Bezug zu den anderen Bands angeht, besteht da von meiner Seite aus nur der Bezug zur Musik. Ich kenne keinen der anderen Bandmitglieder persänlich, sondern habe lediglich zu einigen wenigen Musikern einen guten Draht via Facebook. Aber ich bin mir sehr sicher, dass dies nach dem Event anders sein wird :)
DSF: So und jetzt mal zu den besonders interessanten Fragen ;). Ich weiss, dass du keine eigenen Kinder hast, aber Neffen/Nichten. Wie sieht es bei deinen Bandkollegen aus?
Jay: Also das sind alles private Dinge, über die wir uns bandintern eigentlich kaum unterhalten. Kinder hat keines unserer Bandmitglieder. Auch Geschwister sind alle mittlerweile erwachsen. Aber es gibt definitiv familiären Anhang in Form von Neffen, Nichten, Cousins, Cousinen etc.
DSF: Teenageralter ist immer eine schwierige Zeit.. auch für die Teenager selbst ;). Was denken die über eure Musik? Ich fände ja nen Onkel, der Musik macht cool...
Jay: Wir machen einfach die falsche Musik, um als "cool" angesehen zu werden. Dazu müssten wir eher auf der House/Techno, DSDS, Rap/HipHop Schiene fahren ;)Das Interesse innerhalb der Familien ist also nicht sonderlich groß, obwohl doch alle auf gewisse Weise stolz auf uns sind.
DSF: Textlich habt ihr ja einiges zu bieten - mehr als um brennende Tonnen rumlaufen^^. Hat dich da schon einer der Kids drauf angesprochen?
Jay: Also jetzt nicht direkt aus familiären Kreisen. Aber der Sohn (15 Jahre) einer Bekannten hat mich einmal gefragt, warum ich denn nicht auch so "coole Texte" wir manche Rapper mache und ich stattdessen mich mit so etwas langweiligem wie Zivilcourage (2009 haben wir ein Konzeptalbum veräffentlicht, dass von (Zivil)Courage handelte) auseinandersetze. Ich war erstaunt, wie sehr er dann meinen Ausführungen zuhärte und sich anschliessend dann für seine Aussage sehr geschämt hat. Ihm ist danach erst bewusst geworden, wie wichtig manche "Messages" in unseren Songs sind.
DSF: Meinst du, man kann das Musikerleben mit einem Kind vereinbaren, oder ist das zu "unstabil"? Was ist deiner Ansicht nach wichtig für einen "gesund heranwachsenden Jugendlichen"?
Jay: Natürlich kann man das miteinander vereinbaren, so lange man genug Rücksicht auf Kind und Familie nimmt!
Es ist durchaus von Vorteil, wenn das Kind in einer "musikalisch-geprägten" Umgebung aufwächst. So kann es lernen kreativ zu sein und seine Stimmungen und Launen in Songtexte oder Musik zu transportieren. Vielleicht entsteht dadurch ja auch das Verlangen ein Instrument erlernen zu wollen und somit sich in einer Form kreativ entfalten zu kännen. In meinen Augen legen viele Eltern zu wenig Wert auf die kreative Entfaltung ihrer Kinder, oder sie wollen sie in ein bestimmtes Schema pressen.
DSF: Du organisierst auch Kindergeburtstage - aller Art? Da benötigt man doch ein hartes Fell, oder? Die wollen doch bestimmt meist Rolf Zuckowski oder Chartmusik? Was bietest du da an?
Hast du schon mal eine Feier für eine Szenefamilie organisiert?
Jay: Ich bin Inhaber von RHYTHMUSMASCHINE (www.rhythmusmaschine.net). Neben einer Labelsparte und einer Künstlervermittlung ist auch Eventplanung und -management ein Teil der Agentur. Dort plane ich Events und Veranstaltungen aller Art. Vom Kindergeburtstag über Firmenfeste bis hin zu Konzerten. Bei den Geburtstagen bin ich meist selbst nicht anwesend. Ich plane lediglich nach den Vorgaben der Eltern. Von daher treffen mich gewisse Dinge nicht so sehr :) Ich organisiere budgetbezogen Clowns, Jongleure, Zauberer etc. oder auch spezielle Sänger für Kinderlieder. Aber auch ne "coole" Techno-Geburtstagsfeier mit DJ für einen Teenager ist machbar. Kommt alles auf die Wünsche und das Budget an ;) Die Arbeit macht mir jedenfalls viel Spaß, weil ich auch irgendwie einen guten Draht zu Kindern/Jugendlichen habe :) Mal einen Geburtstag für eine "Szene-Familie" zu planen, wäre verdammt toll. Da kann man sich meist kreativer Einbringen und auch mal "ausgefallenere" Dinge einbauen.
DSF: Mächtest du noch ein paar persänliche Worte an unsere Leser richten?
Jay: Wir freuen uns über jegliche Unterstützung von euch! Sei es ein "Like" auf unserem Bandprofil bei Facebook (www.facebook.com/reADJUST.Official), der Besuch unserer Homepage (www.readjust-music.com), der Kauf einer CD, eines Merchandise-Artikels und natürlich nicht zuletzt der Besuch eines unserer Konzerte :)
Scheut euch nicht uns anzusprechen, wenn ihr uns seht. Wir sind allesamt nette und umgängliche Menschen, die sich darauf freuen neue nette Menschen kennenzulernen ;)
Natürlich freue mich mich im Namen von Rhythmusmaschine auch, wenn wir den Geburtstag eurer Kids (oder euren eigenen!) planen dürfen. Anfragen kostet nichts ;)
Ansonsten bleibt stark und geht euren Kindern immer als gutes Vorbild voran!
DSF: Vielen Dank für das Interview!
Jay: Wir bedanken uns auch sehr für das Interesse und das tolle Interview!