facebook twitter youtubegoogleplus

Das Szenemagazin für
Die Schwarze Familie.

Ob Gothic, EBM, Metal, Rockabilly, Punk oder Folk.
Die schwarze Szene ist mehr als die Summe ihrer Richtungen.
Auch mit Kind sind wir weiter schwarz...

WIR sind die Famile der Szene!

artikel

 

Die sympathische Bestseller-Autorin Sabine Ebert begibt sich mit ihrem aktuellen fünften und letzten Band ihrer mittelalterlichen "Hebammen"-Saga auf grosse Lesetour durch Deutschland. Ein idealer Anlaß, die bekannte Autorin einmal genauer zu ihren Romanen wie zu ihrem Leben zu befragen!

 

DSF: Hallo Frau Ebert ! Es ist schön, endlich einmal eine "Künstlerin des Monats" präsentieren zu können, die nicht mit Mikro bewaffnet, sondern mit "Feder & Tinte" ihren Weg geht .

SE: Hallo miteinander, ich freue mich auch, in der Gothic Family vorgestellt zu werden. 

DSF: Obwohl ich nicht denke, dass man sie in Buchkreisen vorstellen muss, wäre es wohl doch gut, wenn sie sich einmal kurz "den anderen" vorstellen und uns sagen, in welchem Genre sie zu hause sind?

SE: Ich schreibe seit einigen Jahren historische Romane, die im deutschen Hochmittelalter spielen, und will dabei wie in einem Panoramabild ein Stück deutscher Geschichte so authentisch und natürlich auch spannend wie möglich vermitteln. Vor dem überraschenden Erfolg meiner Bücher arbeitete ich als Journalistin. Ich bin in Berlin aufgewachsen und habe in Rostock studiert, bevor es mich ins sächsische Freiberg verschlug.

P1190282DSF: Laut Wikipedia - ich liebe dieses Online Nachschlagewerk - leben sie in Freiberg. Das ist ja auch DER Ort, um den sich ihre Geschichten ranken. Ist Freiberg so spannend, oder ist das die Liebe zur Wahlheimat?

SE: Ich habe hier in der Stadtgeschichte einfach einen sehr spannenden und dramatischen Stoff für einen Roman gefunden - die Siedlerbewegung des 12. Jahrhunderts in den Osten, aus der auch Freiberg hervorging, das dann durch die ersten Silberfunde eine unglaublich rasche Entwicklung nahm. Man stelle sich vor: so etwas wie der kalifornische Goldrausch, nur unter Bedingungen des deutschen Mittelalters. Und es ist eine Geschichte vom Mut der kleinen Leute. Wie aus Knechten Bauern und aus Bauern Bürger werden.

DSF: In Freiberg haben sie ja auch kurz nach der Wende die erste unabhängige Zeitung mitbegründet. Schreiben & Wissen weitergeben- das ist eine Art Lebensphilosophie von ihnen?

SE: Schreiben ist meine Art, die Welt um mich herum zu filtern und mich mit ihr auseinanderzusetzen. Und natürlich möchte man etwas an die Leser weitergeben. Aber die Zeitungsgründung im Frühjahr 1990 hatte in erster Linie etwas mit der friedlichen Revolution und den bevorstehenden ersten demokratischen Wahlen zu tun. Die neu entstandenen Gruppierungen und Bürgerbewegungen brauchten ein Podium.

DSF: In Ihren Büchern gibt es immer eine gute Mischung zwischen Fiktion und wahren Begebenheiten & Personen. Ist das noch ein Überbleibsel der Journalistin in ihnen? Das "etwas Wahres" mit rein muss?

SE: Das „Wahre" ist keine Zugabe, sondern die Basis. Es geht mir um ein ganz konkretes Stück deutscher Geschichte, das ich vermitteln will. Alles andere - auch die fiktiven Figuren - müssen sich dem unterordnen und in glaubwürdigem Kontext mit jener Zeit agieren.

DSF: Wie ist das so, wenn man in der Geschichte einer Stadt "wühlt". Findet man da immer was man braucht? Ich stelle mir das etwas zeitaufwändig auch desillusionierend vor. Zwar ist diese Epoche nicht so alt wie z.B. das alte Ägypten, aber durch die Kriege ist doch bestimmt vieles verschollen, oder?

P1190424SE:Die Quellenlage zum 12. Jahrhundert ist wirklich sehr dürftig. Durch Kriegswirren ist zwar in Freiberg nur wenig verloren gegangen, aber vieles wurde vor 850 Jahren einfach nicht aufgeschrieben. Zum Beispiel sind nicht einmal die Geburtsjahre der wettinischen des 12. Jahrhunderts überliefert, da gibt es nur Schätzungen.

DSF: Wenn man nicht das Richtige findet. Wird ihre Geschichte dann den Ereignissen angepasst oder die Geschichte passend gemacht?

SE: Dann muss ich gründlich überlegen, wie dieses und jenes gelaufen sein könnte, warum dieser oder jener so gehandelt hat und wie sich die Widersprüche in den Überlieferungen erklären lassen. Dafür muss man sich sehr intensiv in die Zeit hineinfühlen; es ist auch ein bisschen Detektivarbeit. Zum Glück sind auch Historiker bereit, zusammen mit mir einmal ein bisschen zu spekulieren, welche Variante am wahrscheinlichsten ist.

DSF: Ihre Saga über die "Hebamme" hat sehr großen Anklang gefunden. Dito, Blut und Silber -welches mir persönlich besonders gefällt. Es gibt immer eine Heldin in der Geschichte, die beinahe übermenschliches leisten muss. Ist das ihr Alter Ego? 

SE: An mir ist ganz sicher nichts Heldenhaftes. Es ist einfach eine Grundregel im Roman, dass der Held eben immer vor die größten Herausforderungen und Gefahren gestellt wird und sich bewähren oder scheitern muss. Sonst wäre es ja langweilig - und er wäre kein Held!

DSF: Neben den Fähigkeiten zu heilen, kann ihre Protagonistin auch die Zukunft erahnen. Wie stehen sie zu diesen Fähigkeiten? Glauben sie an das zweite Gesicht? An die Heilkunde durch Kräuter und Salben?

SE: Ich glaube daran, dass jeder Mensch über mehr oder weniger starke Intuition verfügt. Nur leider wird uns von klein auf anerzogen, das zu ignorieren und Entscheidungen ausschließlich mit dem Verstand zu treffen. Wir sollten mehr auf unser Bauchgefühl hören! Kräuter sind Heilmittel, auf die wir uns jetzt erst wieder stärker besinnen. Man muss nicht immer gleich zur „chemischen Keule" greifen. Aber in bestimmten Situationen sind natürlich ein chirurgischer Eingriff oder hochwirksame synthetische Präparate unvermeidlich. Zum Glück ist die Medizin fortgeschritten. Beides kann sich gut ergänzen.

DSF: Ein weiterer Aspekt in ihren Romanen ist die leider sehr düstere Rolle der Frau in dieser Zeit. Ist das die Kehrseite der Medaille? Einerseits heilen/weissagen zu können, andererseits den Männer brutal ausgeliefert zu sein?

P1190317SE: Die Rechtlosigkeit der einfachen Leute und ganz besonders der Frauen und die Gewalttätigkeit, der sie ausgesetzt waren, ist ein ganz düsteres Kapitel der Vergangenheit. Das betrifft nicht nur das Mittelalter. Wir dürfen nicht vergessen: Wahlrecht für Frauen gibt es noch keine hundert Jahre. Und wie Ehen abgesprochen wurden, dass es dabei überhaupt nicht um Liebe ging, ist für uns doch heute unvorstellbar. Wie unglücklich müssen die meisten dieser Frauen gewesen sein!

DSF: Wir sind in erster Linie eine Community für Eltern und ein offenes Online Magazin für Interessierte. Da haben wir natürlich immer noch ein paar spezielle Fragen  Haben sie selber Kinder? Sind sie da Vorbild? Wird viel gelesen?

SE: Ich habe einen Sohn und eine Tochter. Beide haben ihre Ausbildung bereits abgeschlossen und arbeiten nun in Hamburg. Sie haben schon als Kinder gern gelesen - eindeutig das Erbe ihrer Mutter! - und waren auch meine ersten Testleser. Die ganze Zeit haben sie mir immer wieder Mails geschrieben oder angerufen, wenn sie meine Bücher irgendwo schön ausgelegt sahen oder ihnen im Zug jemand gegenüber saß, der eines las. Zur Buchpremiere können sie nicht kommen, aber sie haben mir heute einen riesigen Blumenstrauß geschickt und dazu geschrieben: „Wir sind alle ganz stolz auf dich, dass du so eine tolle Mittelalterwelt erschaffen hast, die so viele Leute in den Bann zieht." Das bedeutet mir sehr viel.

DSF: Zum Schreiben brauchen sie viel Ruhe. Wie bringt man das im Einklang mit der Familie / dem Rest der Welt? Gehen sie immer alleine auf Recherche oder kann das auch mal zu einer Art "Schnitzeljagd" ausarten? Ehrlich gesagt, kann ich das nicht in Einklang bringen. In intensiven Schreibphasen muss ich mich ganz zurückziehen, um ungestört zu sein. Ich habe mit dem literarischen Schreiben auch erst begonnen, als die Kinder aus dem Haus waren.

DSF: Viele unserer Leser/ Familien sind auch stark in der Mittelalterszene vertreten. Sie haben auch einen guten Kontakt zu "Pax et Codex". Findet man sie auch auf Mittelaltermärkten, MPS oder ähnlichen Veranstaltungen? Richtig gewandet zu sein, ist ja eher weniger ihr Problem

SE: Nein, das ist wirklich nicht das Problem, ich habe inzwischen authentische Kleider für 1100, 1200, 1300 und das Jahr 1813, was mein nächstes Thema wird. Von mir oder von einer Freundin genäht und von mir selbst bestickt. Mit „Pax et Codex", die meine Fachberater für die Schwertkämpfe sind, verbindet mich inzwischen eine wirklich gute Freundschaft, und außerdem gehöre ich zwei Reenactmentgruppen an: „Mark Meißen 1200" und den „Meißnischen Panzerreitern". Ich bin aber eher im Mittelalter-Lager als auf Märkten anzutreffen, weil da Wert auf Authentizität gelegt wird. Das ist als Selbsterfahrung für mich auch eine wichtige Inspiration beim Schreiben.

DSF: Stärke, Mut, Ausdauer - sind das Fähigkeiten, die sie bei ihren Kindern fördern würden? Stark sein wie Marthe?

SE: Ja, unbedingt, aber auch Hilfsbereitschaft, Phantasie und ein offenes Herz für andere. Aus dem Herzen heraus leben.

DSF: Im Zeitalter von Handy, Wii, 3D-Filmen ist das Lesen fast schon etwas Besonderes bei Kindern. Wie sehen sie die Entwicklung? Ihre Bücher gibt es ja auch als Hörbuch...

SE: Also, meine Bücher sind definitiv nicht für Kinder geeignet, das muss ich an der Stelle betonen. Aber das Buch wurde schon so oft für tot erklärt, und immer noch wird gelesen. Zu den großartigen Effekten von J.K. Rowlings „Harry Potter" gehört auch, dass mit den ersten Bänden wieder viele Kinder zum Lesen motiviert wurden. Und diese Liebe zum Buch bleibt dann, sie werden mit ihren Helden erwachsen, und die meisten werden weiter lesen. Auch ich bekomme oft Leserpost, in der steht, dass durch meine Bücher Leute wieder zum Lesen angeregt wurden oder auch dazu, sich mit Geschichte zu befassen. Das freut mich riesig, vor allem, weil solche Wortmeldungen vor allem von jungen Leuten kommen.

DSFUnd zu guter letzt: Haben sie noch ein paar direkte Worte an unsere Leser?

SE: Steht zueinander, in der Familie und als Gemeinschaft! Und vielleicht begegnen wir uns ja beim nächsten WGT in Leipzig? Ich würde mich freuen.

DSF: Vielen Dank für das Interview. Ich freue mich auf den 16.10 in Duisburg.

Sabine Ebert im Web: http://www.sabine-ebert.de

Cookies erleichtern die Bereitstellung unserer Dienste. Mit der Nutzung unserer Dienste erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies verwenden.
Ok